NETZ Adventskalender 6. Türchen:

Heute ist Nikolaustag. Eine Tradition, die in vielen Regionen Deutschlands gefeiert wird. Hierzulande machen die katholischen und die evangelischen Christen jeweils 30 Prozent der Bevölkerung aus. 5 Prozent gehören dem Islam an und 35 Prozent der Menschen in Deutschland sind konfessionslos.

Auch in Bangladesch gibt es eine Vielfalt an Religionen und Ethnien. Ihre Feste und Bräuche geben die Glaubensvorstellungen und Erfahrungen ihrer Kulturen weiter. Emilia, die mit NETZ ein lang Jahr lang in Bangladesch einen Freiwilligendienst gemacht hat, hat sich in der Dorfschule Birnagar von den Schülerinnen und Schülern erzählen lassen, welche Traditionen von den Mahatos gefeiert werden, einer indigenen Gruppe im Dorf Birnagar im Westen von Bangladesch:

„Die neunjährige Kalkoli befüllt jedes Jahr Mitte September einen Korb aus Bambus mit Sand. In den Sand drückt sie Getreidekörner, Linsen und Senfsamen. Anschließend gießt sie etwas Wasser darüber. Nach drei Tagen sind die Sprossen so groß wie Kalkolis Hand. Das ist das Zeichen, dass das älteste und wichtigste Fest in der Kultur der Mahatos, das Karam Puja Fest beginnen kann.

Am Morgen des vierten Festtags laufen die Kinder mit ihren Vätern zum Fluss, an dessen Ufern der Karam-Baum steht. Die Väter schneiden einen dicken Ast ab und stellen ihn in der Mitte des Dorfplatzes auf. Wenn sich alle versammelt haben, erzählt der Zeremonienmeister die Legende von Karam. Auch Kalkoli ist mit ihrer Familie dabei. Danach beginnt die Feier mit Tänzen und lauter Musik von Trommeln und Schellen. Fröhlich wird gesungen, gelacht und gemeinsam gegessen.

Spannungen zwischen Muslimen und den indigenen Gruppen beobachte ich im Dorf nicht. Sie leben in guter Nachbarschaft. Die Häuser der Muslime und der indigenen Gruppen stehen jeweils in eigenen Klainesiedlungen zusammen. Umso wichtiger ist es, dass die Kinder in der Schule und beim gemeinsamen Spielen in den Pausen und am Nachmittag gegenseitig die Kulturen und Bräuche der anderen kennenlernen.

Wenn Du noch etwas über den Islam in Bangladesch erfahren willst, dann bestell den Film „Korankinder“ des Grimme-Preisträger Shaheen Dill Riaz in unserer Mediathek.

Auch Christen besuchen die NETZ-Dorfschulen. Elisabeth und ihre Familie gehört zu den 4,6 Millionen Christen, die in Bangladesch leben. Mit den anderen Gemeindemitgliedern im Dorf schmücken sie an Weihnachten ihre Kirche im Norden von Mymensingh mit Papiergirlanden. Nach dem gemeinsamen Gottesdienst ziehen die Jugendlichen mit Trommeln und Gesang von Haus zu Haus. In den Innenhöfen der christlichen Familien führen sie einen Tanz auf. Häufig tanzen die dort wohnenden Familien mit. So feiert die Gemeinde bis zum Morgengrauen die Geburt Jesu.