Klima und Wandel
NETZ Zeitschrift 01-2017 | Auf den Satz „Bangladesch gehört zu den Ländern, die am stärksten betroffen sein werden“ stößt man häufig in Zeitungsartikeln oder Fachliteratur zum Thema Klimawandel. Und er ist vollkommen richtig. Laut Weltklimarat der Vereinten Nationen (UN) könnten im Jahr 2050 bis zu 27 Millionen Menschen in Bangladesch vom Meeresspiegelanstieg betroffen sein, bereits im Jahr 2030 könnten weitere 15 Prozent der Bevölkerung unter die Armutsgrenze fallen. Über die Ufer tretende Flüsse, vermehrte Wirbelstürme, stärker werdende Monsunregen und längere Trockenzeiten verschärfen die Situation vor allem für die ärmsten Bevölkerungsgruppen.
Mit diesem Szenario vor Augen, müsste man eigentlich davon ausgehen, dass die Weltgemeinschaft und Bangladesch alle möglichen Anstrengungen unternehmen, den Auswirkungen des Klimawandels zu begegnen. Und tatsächlich haben sich die 195 UN-Mitgliedsstaaten mit dem Paris-Übereinkommen von 2015 dazu verpflichtet, Maßnahmen zu ergreifen, um die menschengemachte globale Erwärmung auf deutlich unter 2 Grad gegenüber vorindustriellen Werten zu begrenzen. Zudem wurden 2015 die Ziele Nachhaltiger Entwicklung der UN verabschiedet, die der Sicherung einer nachhaltigen Entwicklung auf ökonomischer, sozialer sowie ökologischer Ebene dienen sollen. Bangladesch selbst hat bereits 2009 eine Nationale Klimaanpassungsstrategie verabschiedet und Gelder zur Verfügung gestellt.
Haben also alle verstanden, worum es geht und handeln entsprechend? Nicht ganz. Es wird viel getan – und zugleich vieles davon konterkariert. Die vorliegende NETZ-Ausgabe schaut auf Herausforderungen, die Bangladesch zu bewerkstelligen hat.
Md Shamsuddoha vom Nachhaltigkeitsinstitut Centre for Participatory Research and Development beschreibt ab Seite 9 die für Bangladesch relevanten Klimafinanzierungsmechanismen und warum eine transparente Klimafinanzierungspolitik notwendig ist. NETZ-Mitarbeiter Sven Wagner erklärt ab Seite 6 Herausforderungen in Sachen Klimamigration, Bleibeperspektiven und lokale Anpassungsstrategien. Der Klimaforscher Raquib Ahmed von der Rajshahi-Universität stellt im Interview auf den Seiten 12 bis 14 die Probleme meteorologischer Veränderungen in Bangladesch dar und macht deutlich, wie Landnutzungswandel die Auswirkungen des Klimawandels forciert. Ob Bangladeschs Energiemix mit Volldampf in die Karbonisierung führt oder die Erneuerbaren Energien an Zugkraft gewinnen, lesen Sie ab Seite 15.
Eine interessante Lektüre wünscht Ihnen
Dirk Saam – Redaktionsmitglied
Inhalt der NETZ-Ausgabe 1/2017
"Klima und Wadel - Gesellschaftliche Herausforderungen für Bangladesch":
Hier bleiben geht nicht
Wie der Klimawandel die Binnenmigration verstärkt
Vorreiter oder Bremser?
Das UN-Klimaschutzabkommen und Bangladeschs Energiemanagement
"Die Ärmsten trifft es zuerst"
Klimaveränderung und Landnutzungswandel in Bangladesch
Den Energiehunger stillen
Mit welchen Mitteln und zu welchem Preis kann Bangladesch es schaffen
"Geschichten aus den Dörfern"
Selbstmach-Filmprojekte im ländlichen Bangladesch