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Engagement & Globales Lernen: Das haben wir 2023 erreicht
Solidarität über Kontinente hinweg – unter diesem Motto engagieren sich zahlreiche Ehrenamtliche bei NETZ von Deutschland aus für Menschenwürde und Gerechtigkeit. Die Bildungsarbeit hinterfragt globale Machtstrukturen und stärkt das gemeinsame Lernen.
Gespräche über Menschenrechte quer durch Deutschland, Filmabende mit seltenen Einblicken in das Leben junger Frauen in Bangladesch – und ein Kleid für einen Gottesdienst nähen: So vielfältig war das Engagement der Unterstützer*innen von NETZ im Jahr 2023. Der Fokus lag bei einem Großteil der Aktionen, Bildungs- und Solidaritätsveranstaltungen auf dem Thema Gleichberechtigung. In Workshops, Diskussionsabenden und Projekttagen haben Ehrenamtliche über Frauenrechte und Feminismus gesprochen und viele Menschen in Deutschland erreicht.
Anlässlich des zehnten Jahrestages des „Rana Plaza“- Unglücks hat NETZ umfangreich an den Einsturz der Textilfabrik in Bangladesch erinnert. Mit Online-Veranstaltungen und einer Themenausgabe der NETZ-Zeitschrift wurde auf die Folgen für Betroffene sowie Hinterbliebene der Opfer und die nach wie vor prekären Umstände in der globalisierten Textilindustrie aufmerksam gemacht. Aktive der evangelischen Markusgemeinde Butzbach haben eine Veranstaltungsreihe zum Thema initiiert, den Film „Made in Bangladesh“ gezeigt und in einem Gottesdienst ein selbstgenähtes Patchwork-Kleid aus getragenen Textilien als Mahnung präsentiert.
Die NETZ-Mitgliederversammlung und Bangladeschtagung 2023 stand unter dem Motto: „Wer hat hier das Sagen? Feministische Entwicklungspolitik trifft Frauen in Bangladesch“. Wissenschaftler*innen, Entwicklungsexpert*innen und zahlreiche Gäste diskutierten über Chancen und Widersprüche einer wertebasierten „feministischen Außen- und Entwicklungspolitik“, wie sie die Bundesregierung formuliert hat. Dazu nahmen sie Rollenbilder und die Benachteiligung von Frauen in den Blick und zugleich einen Perspektivwechsel vor – sie veranschaulichten, mit welcher transformativen Kraft die Frauenbewegung in Bangladesch zu einer positiven Entwicklung im Land beigetragen hat. Das Fazit von Edda Kirleis (Netzwerk Gender-Training) und NETZ-Landesdirektor Habibur Rahman Chowdhury auf dem Podium war eindeutig: Besonders wichtig bleibt die Unterstützung der Zivilgesellschaft, um Geschlechtergerechtigkeit zu erreichen.
Der Klimawandel war ebenso gefragtes Thema zahlreicher Veranstaltungen. Am Michael-Ende-Gymnasium in Tönisvorst und im Weltladen Germering sprach Habibur Rahman Chowdhury über die Bedeutung, aber auch die Gefahren von Flüssen und Wasser in Bangladesch – und zeigte beispielhaft, wie frauengeführte Haushalte in betroffenen Gebieten den Herausforderungen mit klimaresilienter Landwirtschaft selbstbewusst trotzen.
Entwicklungspolitische Bildung
2023 haben Ehren- und Hauptamtliche der Bildungsarbeit von NETZ 37 Veranstaltungen an Bildungseinrichtungen, in Weltläden, mit Kirchengemeinden, an Volkshochschulen und Stadtbibliotheken umgesetzt. Hinzu kamen zahlreiche Events, die Gruppen selbst organisierten. Bei den Veranstaltungen, unter anderem mit der Studierendeninitiative Weitblick und in Kooperation mit dem Entwicklungspolitischen Netzwerk Hessen, wurden der Klimawandel, Kinderrechte, Bildung, Geschlechtergerechtigkeit sowie Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie thematisiert. In einer Online-Gesprächsrunde mit Gästen aus ganz Deutschland hat der bangladeschische Wissenschaftler Dr. Hasan Ashraf die Produktionskette der Textilherstellung und das Lieferkettengesetz kritisch beleuchtet. Die Textilindustrie war auch Schwerpunkt bei Projekttagen an den Gymnasien „Adorno“ und Nord in Frankfurt sowie „Otto Hahn“ in Bergisch-Gladbach und am Heidelberg College.
NETZ hat im Herbst die renommierte bangladeschische Forscherin und Frauenrechtlerin Meghna Guhathakurta eingeladen. Auf einer Tour durch Deutschland kam sie bei Vorträgen, Aktionstagen und Diskussionsabenden zu den Themen Gleichberechtigung, Rechte und Emanzipation sowie Klimawandel und Konflikte mit Hunderten Gästen von Karlsruhe über Frankfurt bis Weimar ins Gespräch.
Junge, engagierte Frauen haben im Rahmen einer Bildungsreise nach Bangladesch die Stimmung von Frauen dort eingefangen. In der Reihe „Feministische Perspektiven“ führten sie in mehreren Veranstaltungen, unter anderem im Haus der Demokratie und Menschenrechte in Berlin, die entstandene Filmdoku vor und regten Besucher*innen zu Gesprächen an. Außerdem hielten sie zwei Seminare unter dem Titel „Patriarchale Strukturen in Bangladesch“ an der Frauenakademie Ulm.
Solidaritäts-Aktionen
Der Einsatz im Rahmen von Spendenaktionen für die Arbeit in Bangladesch und Indien ist groß und ein Zeichen von Solidarität mit den am stärksten benachteiligten Menschen. 2023 haben Unterstützer*innen Jubiläen, runde Geburtstage und andere Anlässe genutzt, um Spenden zu sammeln. Das Deutschorden-Gymnasium Bad Mergentheim und das Michael-Ende-Gymnasium Tönisvorst organisierten Sponsorenläufe und -radeln. Weltläden, Kirchengemeinden und lokale Initiativen haben kreative Spendenaktionen veranstaltet und gaben Kollekteneinnahmen und Erlöse aus einem Kleidermarkt für NETZ-Projekte. Sternsinger*innen aus 32 Gemeinden in Deutschland haben mit ihrem Einsatz 1.542 Kindern den Schulbesuch ermöglicht – und das nicht bloß anonym, wie die Kirchengemeinde Heilig Kreuz im Nordschwarzwald zeigte: Die Kinder schickten Post zu ihrer Partnerschule Matia Das nach Bangladesch.
Zu den Unterstützenden 2023 zählten wieder der Entwicklungshilfeklub Wien und die Selbstbesteuerungsgruppe AK 5% Düsseldorf. Letztere bekam besondere Einblicke in die unterstützten Projekte in Bangladesch im Rahmen einer Video-Livekonferenz: In Menschenrechtsgruppen aktive Schüler*innen und Akramul Haque, Direktor der NETZ-Partnerorganisation DASCOH, stellten Projekte vor, die vom AK unterstützt werden. Auch Service-Clubs in Deutschland und Österreich, wie der Rotary Club Villach, förderten die Arbeit in Bangladesch.
Zahlreiche Unterstützer*innengruppen haben 2023 ein Jubiläum gefeiert und sind zugleich langjährige Förderer: die Weltläden Alzey (40 Jahre) sowie Schwalbach und Weimar (je 30) und der Verein Fair Zülpich (20). NETZ hat vor Ort gratuliert und die wichtige Unterstützung gewürdigt. Der Entwicklungshilfeklub feierte sogar seinen 50. Geburtstag, bei dem NETZ in Wien zu Gast war. Der Weltladen Tauberbischofsheim als ebenfalls langjähriger Unterstützer hat gemeinsam mit der „Gesangsoase“ ein Weihnachtssingen als besondere Spendenform initiiert. Engagiert sind auch viele Kirchengemeinden, so wie die St.-Bonifatius-Gemeinde Wetzlar, die seit 25 Jahren mit Sternsingen Kinder in Bangladesch unterstützt. Die interaktive NETZ-Engagement-Karte zeigt, wer in der Nähe als Unterstützer*in aktiv ist und welche Veranstaltungen in der Region stattfinden.
Öffentlichkeitsarbeit
Mit Informationen zur Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur in Bangladesch, zu globalen entwicklungspolitischen Themen und zur Vereinsarbeit erreicht die Öffentlichkeitsarbeit von NETZ ein breites Publikum. Die NETZ-Homepage mit dem Bangladesch-Portal ist eine einzigartige Informationsquelle mit Reportagen, Interviews, Hintergrundtexten und Analysen. Wir informieren zudem in monatlichen Newslettern und Pressemeldungen. Deutsche und internationale Medien berichteten 2023 insgesamt 59 mal über unsere Arbeit.
Die NETZ-Zeitschrift ist das wichtigste deutschsprachige Magazin zu Bangladesch. 2023 erschienen die Ausgaben „Zehn Jahre ,Rana Plaza‘ – Wie die Welt Bangladeschs Textilarbeiterinnen vergessen hat“ und „Frieden machen – Wie gewaltfreie Konflikttransformation mehr Gerechtigkeit schafft“.
Entwicklungspolitischer Freiwilligendienst
Seit 1991 hat NETZ junge Menschen nach Bangladesch entsandt, die bei unseren Partnern vor Ort lernen und mitarbeiten. Wie bereits in den Vorjahren setzte das Freiwilligenprogramm 2023 aufgrund der Sicherheitslage in Bangladesch aus. NETZ wirbt bei zuständigen Behörden für eine Neubewertung der Situation und strebt eine baldige Wiederaufnahme des Freiwilligendienstes zwischen Bangladesch und Deutschland an. In der NETZ-Geschäftsstelle in Wetzlar leistet seit August 2023 André Schönhardt seinen Dienst als Bundesfreiwilliger.