Hallo, ich bin Anastasia Rau. Haben Sie Fragen zu den Schwerpunkten "Jedes Kind braucht Bildung" oder zu "Menschen haben Rechte"? Ich helfe Ihnen gerne weiter.
„Kein Mädchen, keine Frau ist hier jemals sicher. Werde ich die Nächste sein?“
Diese Botschaft auf einem Plakat beim Protest gegen die mangelnde Strafverfolgung von Vergewaltigungstätern ist so klar wie erschütternd. Auch wenn immer mehr Frauen in Bangladesch außerhalb des eigenen Haushalts arbeiten und sich sozial engagiern können: Mädchen und Frauen bleiben massiv diskriminiert und leben oft in unvorstellbarer Alltagsangst. Sie müssen sich innerhalb der Familie unterordnen, werden ihrer Rechte beraubt - ob es um den Schulbesuch, staatliche Sozialleistungen oder Rechtsfragen geht. Schlimmer noch: Die Zahl an Frühverheiratungen und physischer und psychischer Gewalt gegen Frauen ist in Bangladesch extrem hoch.
Es sind keine Einzelfälle. Die Gewalt hat Struktur. Und daran wird sich kaum etwas ändern, solange Aktionen und Initiativen der engagierten Zivilgesellschaft weiter eingeschränkt werden.
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Zivilgesellschaft stärken
Die Gleichberechtigung von Frauen und der Schutz von Minderheiten sind gesamtgesellschaftliche Aufgaben, die nicht verordnet werden können. Vielmehr braucht es ein gesellschaftliches Miteinander, um Diskriminierung zu überwinden. Doch die Zivilgesellschaft in Bangladesch, die dafür wichtige Impulse gibt und den Dialog zwischen Bevölkerung und Politik ermöglicht, hat immer weniger Raum zum Arbeiten. Vor allem Netzwerke zum Schutz der Menschenrechte werden in ihrer Arbeit aufgehalten, einzelne Menschenrechtsverteidiger*innen werden für ihr Engagement selbst bedroht und verfolgt. Doch deren Arbeit ist umso wichtiger: Fast drei Viertel aller Frauen sind häuslicher Gewalt ausgesetzt. Täter werden sehr selten überhaupt belangt. Laut den Vereinten Nationen werden landesweit fast zwei Drittel aller Mädchen vor ihrem 18. Geburtstag verheiratet. Und religiösen Minderheiten und indigenen Gruppen wird unrechtmäßig Land genommen. Zuständige lokale und regionale Behörden sehen sich angesichts dessen oft dem Vorwurf der Korruption ausgesetzt. Studien zeigen, dass aufgrund von Klientelpolitik die Sozialleistungen und Schulstipendien in vielen Fällen nicht bei den am meisten Benachteiligten ankommen.
NETZ und seine Partner setzen genau da an: Sie stärken und unterstützen die Zivilgesellschaft vor Ort, um Dialog zu schaffen. Insbesondere die Perspektiven junger Menschenrechtsvertidiger*innen kommen hier zum Tragen. Denn gerade deren großes Potenzial ist für den gesellschaftlichen Wandel bedeutend.
Dialog ermöglichen
Im ländlich geprägten Norden Bangladeschs mit vielen Analphabet*innen und extrem armen Menschen fehlt der Dialog jener mit den Behörden auf Augenhöhe. Staatliche Leitlinien etwa zum Schutz von Frauen und für Minderheitenrechte werden nicht thematisiert und kommen deshalb auch nicht zum Tragen - weil ihre Anwendung den lokalen Gemeinschaften kaum bekannt ist und Behörden diese ignorieren. Vertreter*innen der Zivilgesellschaft müssen diese Missständen ansprechen. Das können sie aber nur, wenn sie nicht fürchten müssen, selbst wegen ihres Engagements verfolgt zu werden
Das NETZ-Projekt stärkt die Arbeit der Zivilgesellschaft, indem es frühzeitig ansetzt. In Arbeitsgemeinschaft and Schulen organisieren sich Mädchen und Jungen der Sekundarstufe und lernen Grundlagen zur Gleichberechtigung und der Förderung insbesondere von Frauen und Mädchen. Die engagierten jungen Menschen stärken ihr Bewusstsein und entwickeln eigene Perspektiven für eine inklusive Regierungsführung.
Praktische Unterstützung für Mädchen und Frauen
Das Projekt initiiert Menschenrechts-Arbeitsgemeinschaften (AG) an 80 Sekundarschulen in ländlichen Regionen des Nordwestens von Bangladesch. Insgesamt 4000 Schüler*innen und 320 Lehrkräfte organisieren sich in den AGs. Neben Diskussionsrunden erarbeiten die Teilnehmer*innen Menschenrechtstheater und laden zu öffentlichen Veranstaltungen ein. Im Zentrum steht die Förderung der Jugend als aktiver
Teil der Zivilgesellschaft im Land. Zu den Veranstaltungen laden die AGs die Bevölkerung der Umgebung sowie lokale Behörden ein, um in Dialog zu treten, sich auszutauschen und letztere zur besseren Umsetzung
nationaler Leitlinien - etwa im Bezug auf Kinder-Ehen - aufzufordern. Zudem organisieren die AGs Selbstverteidigungskurse für Mädchen als praktische Unterstützung und Stärkung des Selbstbewusstseins. Sie besprechen dabei auch, wie sie die Schulwege sicherer machen können und rufen Lehrer*innen zur Unterstützung auf. Die Achtklässlerin Ity Kumari von der Moharajpur High
School musste früher häufig Belästigungen auf offener Straße
ertragen. Nach der erfolgreichen Teilnahme am Selbstverteidigungstraining sagt sie: „Jetzt kann mich niemand mehr schikanieren. Meine Freunde und ich haben die Verantwortung für unseren Schutz selbst übernommen."
Unsere Prinzipien
Partnerschaft
NETZ kooperiert mit lokalen Partnerorganisationen, die seit Jahrzehnten erfolgreich vor Ort arbeiten. Sie kennen die Region und die Problemlage am besten.
Partizipation
Bei der Frauenrechtsarbeit bleiben Männer und Jungen nicht außen vor: Sie werden einbezogen, für das Thema sensibilisiert und arbeiten aktiv an der Gleichberechtigung mit.
Empowerment
Mädchen und Frauen erlangen Selbstbewusstsein, stärken ihre Identität und behaupten sich in einer männerdominierten, konservativen Gesellschaft.