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Abschluss ohne Abschied

Anna Cijevschi | Es ist der 11. Juli 2019. Das Wetter ist ungewöhnlich herbstlich und erinnert mich daran, dass mein Bundesfreiwilligendienst fast vorbei ist.

Begonnen habe ich den Freiwilligendienst in der Geschäftsstelle von NETZ im September 2018. Ich war gespannt darauf, die Mitarbeitenden kennenzulernen, die Arbeit von NETZ zu verstehen und mehr über Bangladesch zu erfahren; brannte darauf, nach drei Jahren Studium praktische Erfahrungen zu sammeln. Ich bekam viel Zeit für die Einarbeitung: um Gespräche mit Vertreterinnen verschiedener Arbeitsbereiche zu führen, Programme auszuprobieren, Texte zu lesen. Zu Beginn dominierten administrativen Tätigkeiten und Aufgaben aus dem Bereich der Öffentlichkeitsarbeit. Ich protokollierte Meetings, versendete Spendenbescheinigungen, fragte Belegexemplare von Zeitungsartikeln an und bereitete Posts für die Social-Media-Kanäle vor. Doch schon bald weitete sich das Spektrum aus, umfasste auch Einblicke in die entwicklungspolitische Bildungsarbeit und das Fundraising, und schließlich bekam ich auch einen besseren Überblick im gesamten Team.

Nach einigen Monaten hatte ich das Gefühl, meinen eigenen Platz in der Organisation gefunden zu haben und startete, unterstützt von der Referentin für entwicklungspolitische Bildung, ein eigenes Projekt: die Erstellung von neuem Bildungsmaterial zum Thema Textilindustrie. Ziel war es, das Material auf Deutsch und auf einfachem, für Schüler verständlichem Englisch zu entwerfen, in Bildungsveranstaltungen auszuprobieren und danach zu überarbeiten. Dabei halfen mir auch Mitglieder des Arbeitskreises Bildung. Jetzt ist es soweit: Das Material ist in den Grundzügen fertig, Workshops an Schulen auf Deutsch und Englisch haben stattgefunden, nur der Feinschliff steht noch aus.

Welche anderen besonderen Aufgaben gab es? Ein großes Highlight war die Bangladesch-Tagung, in deren Organisation und Vorbereitung ich eng eingebunden war. Es war spannend, so viele NETZ-Mitglieder, Unterstützerinnen und Interessierte zu treffen, die alle ihre eigene Geschichte mit NETZ verbinden. Nachdem das Programm am Freitag und Samstag vorbei war und nur noch der zweite Teil der Mitgliederversammlung am Sonntag ausstand, konnten wir uns am Abend entspannt zurücklehnen, Musik und kühle Getränke genießen.

Ein besonderer Moment in meiner Zeit als Bundesfreiwillige stellte die Ankunft der ersten Süd-Nord-Freiwilligen aus Bangladesch dar: Sompa Rani. Die erste Gemeinsamkeit war schon mit dem Blick in ihren Pass gefunden, denn dort steht exakt dasselbe Geburtsdatum wie in meinem Pass. Genauso schön ging es weiter, als Sompa dann in Wetzlar ankam, sich in der Organisation und in der Stadt einlebte, verschiedene Menschen traf und überall freudig empfangen wurde. Wir können und konnten viel voneinander lernen, nicht nur auf sprachlicher Ebene.

Und jetzt? Mir bleiben nur noch wenige Wochen als Freiwillige bei NETZ. Es wird mir fehlen, zusammen mit allen Mitarbeitenden im Büro zu sein, zusammen zu kochen und zu essen, Afterwork-Seeausflüge zu machen und die erhellende, bereichernde Arbeit zu leisten, die ich hier kennengelernt habe, mit so vielen Freiräumen, Gestaltungsmöglichkeiten und inspirierenden Begegnungen. Aber ein Abschied ist es nicht: Ich bin mir sicher, dass ich mit NETZ verbunden bleiben werde.

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