UN-Welternährungsprogramm halbiert Lebensmittelrationen für Rohingyas

Das Welternährungsprogramm (WFP) der UN reduziert die monatliche Lebensmittelhilfe für Rohingya-Flüchtlinge in Bangladesch ab April von 12,50 auf 6 US-Dollar pro Person. Die Kürzung betrifft die Lager in Cox’s Bazar und auf der Insel Bhashan Char, in denen über eine Million Menschen untergebracht sind.
„Rohingya-Flüchtlinge in Bangladesch sind vollständig auf humanitäre Hilfe angewiesen. Jede Kürzung der Nahrungsmittelhilfe wird sie weiter in den Hunger treiben und dazu zwingen, verzweifelte Maßnahmen zu ergreifen“, erklärte Dom Scalpelli, WFP-Länderdirektor in Bangladesch. Das WFP habe die Flüchtlingsgemeinschaft bereits über die drohende Kürzung informiert und suche weiterhin dringend nach finanziellen Mitteln, um die Versorgung aufrechtzuerhalten. „Bereits jetzt reicht die Unterstützung kaum aus, um den grundlegenden Bedarf zu decken. Die Auswirkungen dieser Kürzung sind kaum vorstellbar“, erklärte Mohammed Mizanur Rahman, Beauftragter für Flüchtlingshilfe und Rückführung, gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters.
Hintergrund und Auswirkungen
Laut Medienberichten steht die Kürzung im Zusammenhang mit dem weltweiten Rückgang der humanitären Finanzierung, insbesondere durch die Entscheidung der US-Regierung, Entwicklungshilfe drastisch zu reduzieren. Die USA sind der größte Geber für die Rohingya-Hilfe, doch das WFP machte in einem Schreiben an das Amt für Flüchtlingshilfe und Rückführung (RRRC) keine direkte Verbindung zu den US-Budgetkürzungen. Es erklärte jedoch, dass alternative Finanzierungsquellen erfolglos gesucht wurden. Ohne zusätzliche Mittel drohe eine weitere Reduzierung unter die 6-Dollar-Grenze, was laut WFP „unter das Mindestüberlebensniveau fallen“ würde.
Die Maßnahme fällt zudem in den islamischen Fastenmonat Ramadan, eine Zeit, in der die Versorgung der Flüchtlinge eine besondere Herausforderung darstellt. Nach WFP-Schätzungen werden im April 15 Millionen US-Dollar benötigt, um die Nahrungsmittelrationen in den Lagern auf dem bisherigen Niveau zu halten.
Bereits eine frühere Kürzung im Jahr 2023 hatte dramatische Folgen: Laut UN-Berichten litt 90 Prozent der Lagerbewohner unter Ernährungsunsicherheit, und mehr als 15 Prozent der Kinder waren akut unterernährt – die höchste jemals gemessene Rate.
Humanitäre Krise droht
Jashim Uddin, ein NGO-Mitarbeiter in Cox’s Bazar, sieht in der aktuellen Entscheidung eine humanitäre Katastrophe: „Die Kürzung dieser Mittel wird dramatische Folgen für die Rohingya haben und sich auch auf die Gastgemeinden in Cox’s Bazar auswirken.“ Neben Reis, Linsen und Fisch erhielten die Flüchtlinge bislang auch Non-Food-Artikel wie Seife, die in letzter Zeit ebenfalls reduziert wurden.
Da es für Rohingya-Flüchtlinge keine legalen Arbeitsmöglichkeiten gibt, sind viele gezwungen, die Lager zu verlassen, um Arbeit zu suchen. „Einige Jugendliche werden dabei in illegale Aktivitäten wie Drogen- oder Menschenhandel verwickelt“, so Uddin. Er befürchtet, dass die zunehmende Verzweiflung zu Spannungen mit den lokalen Gemeinschaften führen könnte.
Angesichts der drohenden Versorgungskrise fordern Hilfsorganisationen und Vertreter der Flüchtlingshilfe eine umgehende Reaktion der internationalen Gemeinschaft. Es müssten dringend neue Finanzierungswege erschlossen werden, um eine weitere Verschärfung der Lage zu verhindern.
Dieser Artikel beruht auf den Beiträgen "WFP halves food ration for Rohingyas" (06.03.2025) und "Rohingya refugees: WFP seeks urgent funding to avoid aid deficit" (08.03.2025), die im Englischen Original in der Zeitung "The Daily Star" erschienen.