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Schlechte Kompromisse NGOs und der staatliche Bildungssektor in Bangladesch

Rasheda K. Chowdhury, Vorsitzende des Bildungsnetzwerks CAMPE und ehemalige Bildungsministerin Bangladeschs, weist auf Lücken im staatlichen Bildungssektor hin und erläutert die Bedeutung nichtstaatlicher Bildungsinitiativen und den Druck, dem diese aktuell ausgesetzt sind.

Die Regierung Bangladeschs wird auf absehbare Zeit nicht in der Lage sein, das Recht auf Bildung für alle Kinder zu gewährleisten. Die staatlichen Ausgaben für den Bildungssektor in Bangladesch sind im weltweiten Vergleich sehr niedrig. Für fast 20 Millionen Kinder im Grundschulalter sind im Jahreshaushalt gerade einmal fünf bis sechs Prozent der Gesamtausgaben vorgesehen. Aus diesem Grund nehmen nichtstaatliche Schulen auch in Zukunft eine wichtige Rolle ein, um allen Kindern den Bildungszugang zu ermöglichen. Bildungsexperten sehen daher die Forderungen internationaler Entwicklungspartner Bangladeschs sehr kritisch, dass der Bildungssektor ausschließlich die Aufgabe des Staates sein müsse. Die erzielten Erfolge im letzten Jahrzehnt könnten so zunichte gemacht werden. Und trotz dieser Erfolge findet auch heute noch jedes achte Kind im Grundschulalter keinen Platz an einer Schule.

Engagement geht zurück

Viele Mitgliedsorganisationen von CAMPE haben bereits zu kämpfen mit negativen Auswirkungen infolge der deutlichen Reduzierung der internationalen Förderung für den nichtstaatlichen Grundbildungsbereich. Als Konsequenz reduzieren immer mehr NGOs ihr Engagement oder ziehen sich ganz aus dem Bildungssektor zurück. Die verbleibenden Organisationen sind gezwungen, schlechte Kompromisse in Bezug auf ihre Konzepte einzugehen – mit direkten Auswirkungen auf die Unterrichtsqualität und die Erreichung von Kinder aus in Armut lebenden Familien.

Sie ziehen sich insbesondere aus strukturschwachen Regionen zurück, wie beispielsweise entlang der großen Flüsse und auf Schwemmlandinseln in Norden, da hier die Begleitung von Schulen zeitaufwändig und damit kostenintensiver ist. Zudem stagnieren deswegen die Gehälter der Lehrkräfte auf einem sehr niedrigen Niveau. Ferner werden Fortbildungen für die Lehrkräfte, außerschulische Aktivitäten sowie die Erstellung zusätzlicher Bildungsmaterialen reduziert.

Dieser negative Trend hat direkte Auswirkungen auf den Zugang zu qualitativer Bildung für Kinder aus in Armut lebenden Familien sowie aus religiösen Minderheiten und indigenen Bevölkerungsgruppen. Die Sicherstellung nachhaltiger inklusiver und qualitativ hochwertiger Bildung in Bangladesch, wie als viertes Ziel der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung formuliert, wird so kaum realisierbar sein.

Protokoll: Niko Richter

CAMPE (Campaign for Popular Education) ist das führende zivilgesellschaftliche Bildungsnetzwerk in Bangladesch, ein Zusammenschluss von über 190 im Bildungssektor aktiven NGOs. Besondere Beachtung findet der seit 2003 jährlich veröffentlichte Bildungsfortschrittsbericht (Education Watch Report), der auf Probleme und Herausforderungen hinweist und konkrete Verbesserungsvorschläge für staatliche und nichtstaatliche Bildungsangebote sowie für Reformen staatlicher Bildungsrichtlinien unterbreitet. Als Mitgliedsorganisation setzt sich NETZ in CAMPE für die Förderung wertebasierter, hochwertiger Bildung ein, Mitarbeitende von NETZ nehmen regelmäßig an Treffen und Veranstaltungen teil. Besonders aktiv bringen sie sich in die Arbeitsgruppe „Multilinguale Bildung“ ein. Diese verfolgt das Ziel, dass der staatliche Lehrplan vermehrt mehrsprachige Bildungsansätze aufnehmen soll. Die Arbeitsgruppe organisiert regelmäßige Dialogtreffen zwischen Vertreterinnen der Zivilgesellschaft und politischen Entscheidungsträgern auf nationaler Ebene. Mehr Informationen zu CAMPE: www.campebd.org


Dieser Beitrag erschien in der Sonderausgabe 2017 "Lernen fürs Leben" der Bangladesch-Zeitschrift NETZ zum Projekt Jedes Kind braucht Bildung Die Zeitschrift können Sie als PDF downloaden oder als Drucksache bei uns anfordern.

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