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Gemeinsam für gleiche Löhne von Frauen und Männern streiten

Frauengruppe um Jamuna Rani

In Bangladesch erhalten Frauen in der Tagelohnarbeit oft deutlich weniger Lohn als Männer – auch dann, wenn sie dieselbe Arbeit leisten. Diese Form der Diskriminierung ist tief verwurzelt und spiegelt sich im Alltag vieler Familien wider. Für eine gerechte gesellschaftliche Entwicklung ist die Gleichstellung der Geschlechter jedoch unverzichtbar. In einem kleinen Küstendorf in der Region Shyamnagar zeigt eine Gruppe von Frauen, wie Veränderung möglich wird.

Tagelohnarbeiter*innen beim Ausheben von Erde
Männer und Frauen beim Ausheben von Erde – gleiche Arbeit, ungleicher Lohn.
Tagelohnarbeiter*innen bei der Feldarbeit
Auch in der Feldarbeit übernehmen Frauen und Männer dieselben Aufgaben – bezahlt werden sie unterschiedlich.
Tagelohnarbeiterinnen beim Tragen von Kohle
Eine Tagelöhnerin trägt schwere Kohle auf dem Kopf – körperlich belastende Arbeit gehört zum Alltag vieler Frauen.
Arbeit auf einer Garnelenfarm
Arbeit auf der Garnelenfarm: Salzwasser, lange Schichten und fehlende Schutzmaßnahmen sind ein Risiko für die Gesundheit - vor allem von Frauen.

In der Küstenregion Shyamnagar arbeiten Männer und Frauen täglich als Tagelöhner*innen. Sie heben Erde aus, entfernen Algen, errichten Deiche für Garnelenfarmen oder bauen Straßen. Körperlich schwere Arbeit gehört zum Alltag. Lange Zeit erhielten Frauen dafür deutlich weniger Geld als Männer: Männer wurden mit rund 350 Taka pro Tag bezahlt, Frauen hingegen nur mit etwa 150 Taka. Trotz gleicher Leistung nahmen viele Frauen die Ungleichbehandlung hin – aus wirtschaftlicher Not, fehlender Unterstützung und Angst, ihre Arbeit zu verlieren.

Dialogue meeting

Erste Schritte und Vernetzung

Zwischen 2020 und 2021 kam unter den Tagelöhner*innen Bewegung in die Diskussion über Lohnungleichheit. Nach ersten Gesprächen zwischen Arbeiter*innen und Arbeitgeber*innen startete ein von Oxfam unterstütztes Projekt zur Stärkung von Frauenrechten in der Garnelenindustrie. In Schulungen und Gesprächsrunden kamen sie mit Vertreter*innen der Gemeinderäte, Farmbesitzer*innen und zivilgesellschaftlichen Akteur*innen zusammen. Doch es brauchte längeren Atem. Mit dem NETZ-Projekt gab es dann die Chance, das Thema wieder aufzugreifen und konkrete Erfolge zu erzielen.   

Organisation aus eigener Kraft

Im Frühjahr 2022 startete das von NETZ geförderte Projekt Vereint und stark in der Klimakrise in der Region Shyamnagar. Die dabei gegründete Dorfgruppe in Burigoalini diskutierte bei ihren Treffen lokale Probleme, Klimafragen und wirtschaftliche Herausforderungen. Bald rückte erneut die Lohndiskriminierung in den Fokus. Im Laufe der Gespräche entwickelte sich eine durchdachte und gemeinsam geplante Initiative. Immer mehr Arbeiterinnen schlossen sich zusammen, um gemeinsam für höhere Löhne einzutreten.

Von der Forderung zur Veränderung

In kleinen Gruppen von zwei bis drei Frauen führten die Frauen der Dorfgruppe eine Kampagne durch. Sie besuchten unterschiedliche Gegenden und forderten die Arbeiterinnen auf, nicht mehr in Garnelenfarmen zu arbeiten, solange sie nicht mindestens 200 Taka pro Tag erhielten. In einer von großer Armut geprägten Region war dies keine einfache Entscheidung. Obwohl viele Frauen dem Streik zustimmten, arbeiteten einige weiterhin zu niedrigeren Löhnen. Dies erschwerte es den anderen Frauen, Arbeit zu finden und ihre Forderungen durchzusetzen. Dennoch wuchs der Rückhalt – auch weil die Gruppenleiterin Jamuna Rani und ihre Mitstreiterinnen konsequent ihre Kampagne fortsetzten und weitere Treffen mit Gemeinderäten und Garnelenfarmbesitzer*innen organisierten.

Schließlich traten alle Arbeiterinnen gemeinsam in den Streik und weigerten sich unter den bisherigen Bedingungen auf den Garnelenfarmen zu arbeiten. Als Folge mussten die Farmbesitzer ausschließlich männliche Arbeiter zu höheren Löhnen beschäftigen, was ihre Kosten erhöhte.

In einer gemeinsamen Sitzung mit dem Gemeinderat stimmten die Besitzer*innen der Garnelenfarmen zu, die Tageslöhne der Frauen auf 200 Taka zu erhöhen. Die Arbeiterinnen einigten sich darauf, keine Arbeit unter diesem Lohnniveau mehr anzunehmen. Mit dem Erfolg verbanden sich weitere Forderungen. Die Frauen setzten sich für die Einrichtung von Toiletten auf größeren Farmen und für Ruhezonen mit Schattenbäumen ein. Viele von ihnen hatten zuvor stundenlang keine sanitären Einrichtungen nutzen können – mit teils schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen. Vertreter des Gemeinderats und mehrere Farmbesitzer*innen stimmten zu und erste Toilettenanlagen wurden gebaut.

Anfang 2025 erhöhten die Garnelenzüchter freiwillig, ohne weitere Verhandlungen, die Löhne der Frauen in gleichem Maße wie die der Männer.



Jamuna Rani

Wir haben die erste Etappe erreicht

Wir haben uns gemeinsam organisiert, um die Diskriminierung von Frauen bei der Arbeit zu verringern. Unser Ziel war, dass Frauen Löhne erhalten, die denen der Männer nahekommen, auch wenn sie noch nicht ganz gleich sind. Durch unsere Zusammenarbeit haben wir die erste Etappe erreicht. Mit Unterstützung des Projekts von BARCIK und NETZ konnten wir diese Solidarität aufrechterhalten. Die Löhne der Frauen sind zwar noch nicht gleich hoch wie die der Männer, aber sie sind jetzt auf einem besseren Niveau.

Jamuna Rani, Vertreterin einer Dorfgruppe
Jamuna Rani

Der Einsatz der Frauen aus Burigoalini zeigt: Veränderung ist möglich. Ihre Initiative macht deutlich, dass geschlechtergerechte Bezahlung gelingen kann, wenn Frauen
zusammenarbeiten, ihre Forderungen klar äußern und sich gegenseitig solidarisch stärken. Ihre Geschichte macht Mut und ist ein wertvolles Beispiel für andere Regionen und Projekte, die ähnliche Veränderungen anstreben.

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