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Vertrieben und vergessen? Rohingya zwischen Myanmar und Bangladesch

Zeitschrift Rohingya

Es bietet sich an, in das Thema dieser Zeitschrift mit Zahlen und Fakten einzuleiten: zum Beispiel, dass laut UNO-Flüchtlingshilfe Ende 2019 mit 79,5 Millionen Menschen mehr als ein Prozent der Weltbevölkerung auf der Flucht waren. Das entspricht in etwa der Einwohnerzahl Deutschlands. Oft werden solche Zahlen herangezogen, um zu verdeutlichen, dass Flucht und Migration zu den größten globalen Herausforderungen unserer Zeit gehören.

Dies birgt jedoch die Gefahr, zu vergessen, dass Zahlen nur abstrakte mathematische Objekte sind. Hinter jeder von ihnen stehen Menschen, die oft grausame und traumatisierende Schicksale erleiden mussten. Wie im Fall der eine Million Rohingya, die seit August 2017 aus dem myanmarischen Teilstaat Rakhine auf grausamste Art vertrieben wurden und die seither in Bangladesch Schutz suchen.

Von „Vertreibung“ zu sprechen ist in dieser Sache eigentlich ein Euphemismus. Nicht umsonst stellte der damalige Hohe Kommissar der Vereinten Nationen für Menschenrechte, Seid Raad al-Hussein, 2017 die Frage, ob noch irgendjemand bestreiten könne, dass die Attacken gegen die Rohingya in Myanmar Elemente eines Genozids aufwiesen. Je nach Quelle hat das myanmarische Militär seit Mitte 2017 zwischen 10.000 und über 40.000 Rohingya umgebracht, unzählige Frauen vergewaltigt und ganze Dörfer niedergebrannt.

Viele derjenigen, denen die Flucht nach Bangladesch geglückt ist, haben Familienmitglieder, ihre Nachbarn und Freunde verloren oder wurden auf der Flucht von ihren Familienmitgliedern getrennt. Inzwischen leben sie seit Jahren unter teils prekären Bedingungen im weltweit größten Camp für geflüchtete Menschen – ohne Perspektive, weder auf eine Rückkehr in die Heimat, noch auf die Integration in das Land, in das sie geflüchtet sind. Die gegenwärtige Corona-Pandemie sorgt gleichzeitig dafür, dass diese humanitäre Katastrophe im Südosten Bangladeschs aus dem Blickfeld der Weltöffentlichkeit geraten ist.

Al-Hussein konstatierte auf einer Sondersitzung des UN-Menschenrechtsrats in Genf 2017, dass die Rohingya „entmenschlicht“ würden. Diese Ausgabe der Bangladesch- Zeitschrift informiert Sie umfassend über die Ursachen und Hintergründe des Rohingya- Konflikts. Wir hoffen dabei unserem eigenen Anspruch gerecht zu werden, bei allen berechtigten Analysen von Konfliktursachen und Diskussionen von Fluchtstatistiken nicht die Menschen hinter den Zahlen zu vergessen.

Zeitschrift Rohingya 2/2020

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