Positionen und Perspektiven aus Bangladesch und Deutschland Koloniale Kontinuitäten

01/02-2018 | Insbesondere durch die engagierte Arbeit
zivilgesellschaftlicher Initiativen rücken die Aufarbeitung der
deutschen und europäischen Kolonialgeschichte und deren Kontinuitäten
bis in die Gegenwart verstärkt ins öffentliche Bewusstsein. An vielen
Orten führen sie beispielsweise Stadtrundgänge durch, die koloniale
Spuren sichtbar machen und den Teilnehmenden einen differenzierten
Einblick in die Thematik ermöglichen. Eine wichtige gesellschaftliche
Auseinandersetzung, gerade in Zeiten eines wachsenden rechtsgerichteten
Populismus und der zunehmenden Abschottung der EU gegenüber Menschen aus dem Globalen Süden.
Die
Auseinandersetzung mit kolonialen Kontinuitäten findet inzwischen auch
verstärkt im Kontext der Entwicklungszusammenarbeit statt. In diesem
Prozess begegnen sich in den letzten Jahren auch regelmäßig
ehrenamtliche und hauptamtliche NETZ-Aktive. Einen Einblick hierzu
bieten die Beiträge von Dirk Saam, Lena Boeck und Peter Dietzel auf den
Seiten 22-34.
Im Gespräch mit NETZ zeichnet Aram Ziai auf den
Seiten 4 bis 9 koloniale Spuren in der Entwicklungszusammenarbeit nach
und zeigt wichtige aktuelle entwicklungspolitische und gesellschaftliche
Veränderungsprozesse in Bezug auf kolonialgeschichtliches Bewusstsein
auf. Arpeeta S. Mizan und Ridwanul Hoque beschreiben die andauernde
koloniale Prägung des Rechtssystems in Bangladesch (Seiten 10-12).
Im
Interview auf den Seiten 13 bis 15 spricht Hana Shams Ahmed über die
Auswirkungen kolonialer Kontinuitäten auf indigene Gruppen in
Bangladesch. Felicitas Qualmann und Dirk Saam berichten von der
wichtigen Arbeit zivilgesellschaftlicher Initiativen für die
Dekolonisierung von Erinnerungskultur (Seiten 16-19).
Vielleicht
sind Sie am Textanfang beim Lesen über das * gestolpert. Unsere Sprache
ist ein Spiegelbild unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens. Mit ihr
lernen wir die Werte und Normen unserer Kultur und reproduzieren sie
zugleich. Sprache hat eine wichtige Funktion, um uns zum Nachdenken
anzuregen und um bewusst mit Stereotypen zu brechen. Sie bietet
Möglichkeiten zur Dekonstruktion starrer Kategorien jenseits von Frau
und Mann und kann somit Raum für alle Menschen schaffen.
Geschlechtergerechte Schreibweisen, in all ihrer Vielfalt, sind so auch
ein Abbild eines fortwährenden gesellschaftlichen Diskurses (siehe
Glossar, Seiten 20-21).
Doch wie kann dieser dynamische Prozess in einer Zeitschrift angemessen abgebildet werden, ohne
dabei starre Vorgaben zu machen? Wir haben uns für die Vielfalt und
Selbstbestimmung entschieden: die Autor*innen und interviewten Personen
können selbst entscheiden, in welcher Form ihr Beitrag veröffentlicht wird.
Eine interessante und zum Weiterdenken anregende Lektüre wünscht Ihnen
Niko Richter, Stellvertretender Geschäftsführer (Stand 09/2018)