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Kritik fehlender Arbeitsrechte in der Textilindustrie

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Kurz vor dem internationalen Bekleidungsgipfel in Dhaka am 25. Februar 2017 hatten deutsche Gewerkschaften und Verbände sowie die Kampagne für Saubere Kleidung (CCC) die Regierung Bangladeschs kritisiert. In einem offenen Brief mahnten sie bei Premierministerin Sheikh Hasina Wajed fehlende Arbeitsrechte in der Textilbranche an. Wenn die Arbeiter*innen in ihren Rechten weiter beschnitten würden, könnten die EU-Zollprivilegien für Bangladesch aufgehoben werden. Zudem kündigten einige internationale Modefirmen an, den Gipfel zu boykottieren – darunter H&M, Next, Tchibo und C&A. 

Zum Hintergrund: Mitte Dezember 2016 löste ein Streik bei Windy Apparels Ltd. eine Kettenreaktion bei etwa 20 Bekleidungsfabriken im Vorort Ashulia der Hauptstadt Dhaka aus. Die Fabrikbesitzer und die Regierung nutzten die Proteste, um unliebsame Gewerkschaftsführer*innen, Aktivist*innen und andere Menschen, die ihre Stimme erhoben, aus ihren Fabriken zu entfernen oder durch Anzeigen einzuschüchtern. Der Verband der Bekleidungshersteller und -exporteure reagierte auf den Protest durch die Schließung von 60 Fabriken und durch Einstellung der Lohnzahlungen. Mindestens 1.600 Arbeitnehmer*innen wurden von der Arbeit entlassen oder suspendiert. Seit Dezember 2016 saßen bis zu 44 Gewerkschaftsführer*innen in Untersuchungshaft. 

Das repressive Vorgehen gegen Arbeitnehmer*innen und Gewerkschaftsführer*innen steht im Kontrast zur zunehmenden Kooperation zwischen der internationalen Gemeinschaft und der Regierung Bangladeschs. Das gemeinsame erklärte Ziel ist die Verbesserung des „demokratischen Dialogs“ zwischen den Sozialpartner*innen. Aufgrund wachsenden nationalen und internationalen Drucks hat die Regierung Bangladeschs in einer schriftlichen Vereinbarung mit der internationalen Gewerkschaft IndustriaALL zugesagt, dass inhaftierte Gewerkschafter*innen freikommen und entlassene Fabrikarbeiter*innen wieder eingestellt werden.

Die Textilindustrie ist ein wichtiges wirtschaftliches Standbein Bangladeschs. Sie macht zirka 80 Prozent der Einnahmen im Exportbereich aus und bietet mehr als 4 Millionen Frauen und Männern Arbeit. Die Missachtung von Arbeitsrechten ist in der Textilindustrie jedoch allgegenwärtig. Die Arbeitenden sehen sich in vielen Fällen mit niedrigen Gehältern und prekären Arbeitsbedingungen konfrontiert. Es gibt oft nur geringe Sicherheitsvorkehrungen sowie Arbeitsschutzstandards und die Gründung Gewerkschaftsarbeit wird durch Einschüchterung erschwert.  

Mehr Informationen zum Thema "Textilindustrie" finden Sie in der NETZ-Zeitschrift 1-2015 "Flickenteppich Textilindustrie. Zwei Jahre nach Rana Plaza passt vieles nicht zusammen."

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