Flut in Bangladesch
Der Monsun in Bangladesch hat seit dem 11. August 2017 zu Überschwemmungen in 32 Distrikten der nördlichen, nordöstlichen und zentralen Landesteile geführt, vor allem entlang des Brahmaputra-Jamuna-Stromes. Laut Ministerium für Katstrophenschutz handelt es sich um die schwerste Flut seit 40 Jahren. 8 Millionen Menschen sind davon betroffen. 198 Menschen starben offiziellen Angaben zufolge. In vielen Dörfern stand das Wasser einen Meter hoch. 640.000 Häuser wurden zerstört. 25.000 Familien mussten aus ihren Häusern fliehen und in Schutzbauten oder Flutschutz-Arealen Unterkunft suchen. Weitere zehntausende Menschen fanden Zuflucht auf den Uferdämmen oder in behelfsmäßigen Notunterkünften auf höher gelegenem Terrain. Insgesamt 623.000 Hektar landwirtschaftlich bebauter Fläche sind betroffen, 35.000 Hektar Ernte sind ganz vernichtet. Schulen und Krankenhäuser mussten vielerorts geschlossen werden. 65.000 Wasserpumpen sind verunreinigt. Krankheiten breiten sich aus.
Die Flutpegel gingen in den meisten Landesteilen innerhalb von 10 Tagen auf Normalpegelstände zurück. In den flussabwärts, südlicher gelegenen Landesteilen, richteten die Wassermassen vergleichsweise wenige Schäden an.
Die Regierung von Bangladesch und internationale Geberinstitutionen wie das Welternährungsprogramm, das Internationale Rote Kreuz und UNICEF haben rasche Nothilfemaßnahmen ergriffen. 3 Millionen Menschen sollen dadurch mit Lebensmitteln versorgt sowie 1,8 Millionen mit Trinkwasser und Hygiene-Maßnahmen erreicht werden. Über 2.000 medizinische Teams wurden laut Angaben der internationalen humanitären Koordinationsstelle in die Flutgebiete gesandt. Der Zugang zu den betroffenen Regionen gestaltet sich jedoch herausfordernd, da 9.000 Kilometer Straßen, 500 Brücken und 100 Kilometer Eisenbahngleise beschädigt sind. 714 Kilometer Flussdämme hat die Flut weggeschwemmt.
Viele lokale zivilgesellschaftliche Organisationen haben aus eigenen Kräften zielgerichtet und mit detaillierter Kenntnis der lokalen Gegebenheiten unmittelbare Hilfe geleistet. Sie haben Menschen, die durch die Fluten eingeschlossen waren, lokalisiert und mit Booten zu sicheren Orten gebracht. Sie leisten medizinische Versorgung, versorgen besonders schwer betroffene Familien kurzfristig mit Grundnahrungsmitteln sowie Trinkwasser und reinigen Trinkwasserpumpen, die überflutet waren.
In der aktuellen Situation sind vor allem folgende Maßnahmen erforderlich:
- Kontinuierliche Sicherstellung der primären Gesundheitsversorgung und von Hygienemaßnahmen, um das Ausbrechen ansteckender Krankheiten zu verhindern, einschließlich Errichtung von Toiletten, wo diese unbrauchbar geworden sind.
- Wiederaufbau der Häuser der ärmsten Bevölkerungsschicht, da vor allem diese zerstört sind.
- Instandsetzung und Reparatur von Schulen einschließlich Maßnahmen, um Schulabbrüche und Kinderarbeit zu verhindern.
- Ausgabe von Saatgut und Kleinvieh an Kleinbauern, damit sie ihre Landwirtschaft wieder aufbauen und die lokalen Märkte mit Lebensmitteln versorgen können. Dies ist auch notwendig, damit die Landwirte keine Notverkäufe von Land oder Kühen zu Niedrigstpreisen machen müssen und in die Slums der Großstädte abwandern.
- Nahrungsmittelhilfe und -ergänzung für stillende Mütter, schwangere Frauen und Menschen, die bereits unterernährt sind.
- Monitoring der staatlichen Nothilfe durch die Zivilgesellschaft, um die Effizienz der Umsetzung so erhöhen. Bei Versagen der staatlichen Akteure müssen unter Umständen komplementäre Maßnahmen ergriffen werden.
- Aktive Einbeziehung der Dorfbevölkerung in alle Wiederaufbaumaßnahmen.
Von Peter Dietzel
Bericht von der Fluthilfe in den Projekten, die NETZ unterstützt.