Die vielen Flussinseln sind typisch für Bangladesch. Sie entstehen nach Fluten in den mächtgen Strömen, die das Land durchziehen. Sie sind rau, Wind bringt Sandverwehungen. Im Sommer ist es extrem heiß, im Winter sehr kalt. Und doch sind sie das Zuhause von Menschen wie Monira Begum. Diese müssen täglich mit dem mächtigen Tiesta-Fluss leben. Mit schweren Grasbündeln auf den Schultern steigen die Leute tagein, tagaus in ihre Booten und bringen das Gesammelte fort. Für das Vieh oder den Haushalt. Es ist eine karge Arbeit, bei der sich der ganze Mangel zeigt.
Monira Begum wohnt hier und ist das karge Leben gewohnt. Die Tagelöhnerin weiß bereits seit ihrer Kindheit nie, ob sie am jeweils nächsten Tag genug zu essen hat. Sie lebt zusammen mit ihrer Mutter auf der Schwemmlandinsel. Ein kleiner Haushalt. Der Vater hat die Insel und seine Familie vor Jahren verlassen. Auch der Mann vom Festland, den Monira Begum einst heiratete, verstieß sie, als sie gerade hochschwanger war. Seitdem leben Mutter, Tochter und Großmutter hier zusammen und versuchen zu überleben.
„Wie sollten wir das jetzt schaffen, alleine als Frauen?“
„Für arme Menschen interessiert sich niemand, alle schauen weg!“, beschreibt Monira Begum ihre aussichtslose Lage. Sie hat sich jedoch vorgenommen, ihrer Tochter einen anderen Lebensweg zu eröffnen: Sie selbst verzichtete auf Mahlzeiten, damit ihre Tochter Jeba die Schule besuchen konnte und nicht schon arbeiten musste. So konnte das Mädchen in diesem Sommer die Grundschule abschließen – als erste in der Familie.
2023 folgte jedoch ein großer Schocke für die Familie: Es kam zu einer großen Überschwemmungen auf der Insel, und die Preise für Grundnahrungsmittel sind massiv gestiegen. „Gemüse ist auf einmal doppelt so teuer! Ich kann schon lange keines mehr kaufen. Mein Tagelohn ist ja noch der gleiche – wenn ich überhaupt Arbeit habe“, sagt Monira Begum. „Wir essen höchstens das, was auf den Feldern nach der Ernte liegen bleibt.“
Die Dorfgruppe des NETZ-Projekts „Ein Leben lang genug Reis“ unterstützt Monira Begum seitdem und hat sie davor bewahrt, angesichts der Herausforderungen aufzugeben. „Ich habe so viele Sorgen. Doch nun bin ich nicht mehr allein“, sagt die Flussinselbewohnerin. Sie konnte Reis aus der "Reisbank" leihen, in der die Frauen wöchentlich einen kleinen Teil für Notfälle deponieren. Den will Monira Begum zurückgeben, sobald die von ihr gepflanzten Kürbisse Ertrag bringen sowie die Enten und Ziegen, die sie durch das Projekt bekommen hat.
Der Wunsch, ihrer Tochter ein besseres Leben zu ermöglichen, schien Monira Begum lange unerreichbar. Doch dank der Dorfgruppe und dem Startkapital kann er nun in Erfüllung gehen.