Hallo, ich bin Philipp Kappestein.
Haben Sie Fragen zum Schwerpunkt Ein Leben lang genug Reis?
Ich helfe Ihnen gerne weiter.
„Und dann hieß es plötzlich: Deine Ausbildung kann nicht weitergehen, weil wir kein Geld mehr haben.“
Ralita Murmu kann sich noch genau an die Worte ihrer Eltern erinnern. Wie viele indigene Gemeinschaften in Bangladesch lebte die Familie lange in extremer Armut. Das bedeutet: jeden Tag kaum mehr als eine karge Mahlzeit, Kinder kommen – wenn überhaupt – selten über die Grundschulbildung hinaus, in fast allen Lebensbereichen werden die Betroffenen strukturell benachteiligt und diskriminiert. Politik und Gesellschaft bezeichnen sie als rückständig. Die Familien leben in einem Kreislauf aus Armut und Ausgestoßensein.
Das ist keine Ausnahme, sondern die Realität für Ralita Murmu und Millionen Menschen. Doch das zu ändern, ist möglich.
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Armut hat Struktur
Tagelöhner*innen, alleinstehende Frauen und Witwen, Ältere, Menschen mit Behinderung und insbesondere indigene Gemeinschaften zählen zu den Schwächsten in der Gesellschaft. Ihnen bleiben Landrechte und der Zugang zum Sozialsicherungssystem verwehrt, während andere davon profitieren. Mit eigenständigen und unabhängigen Arbeits- und Einkommensmöglichkeiten können die Betroffenen etwas an ihrer Situation ändern.
NETZ und Partner unterstützen das und fördern den Dialog: Familien schaffen mit Starthilfe eigene Einkommensquellen – etwa Gemüsegärten, eine Viehzucht oder kleine Geschäfte. Lokale Behörden werden auf die Lage der Menschen aufmerksam gemacht und ein Dialog entsteht. So gehen selbstständige Armutsbekämpfung und gesellschaftliche Anerkennung Hand in Hand.
Immer fehlte Geld
Dass Ralita Murmu damals die Schule abbrechen musste, war für die heute 35-Jährige tragisch. Doch sie blieb auch als junge Frau und Mutter stets voller Ideen, ihre Lebenssituation zum Besseren zu verändern. Was ihr dazu immer fehlte, war vor allem etwas Geld – für den Start ihres eigenen kleinen Geschäfts. Unterstützung von den Behörden in ihrem Dorf Birahimpur gab es nicht. Und wie sollte sie etwas beiseite legen, wo die Familie jeden Tag überlegen musste, was es am nächsten Tag zu essen geben kann?
Mit viel Kreativität
Das NETZ-Projekt hilft Menschen in extremer Armut dabei, eigene Ideen umzusetzen und damit Einkommen zu erzielen. Dafür gibt es Starthilfen, etwa die Ausrüstung für einen Teeverkaufsstand, eine Hühnerfarm oder ein kleines Geschäft für Kochgeschirr und Kurzwaren. Der Kreativität der Teilnehmerinnen für ihre kleinen Start-Ups sind kaum Grenzen gesetzt.
Ralita Murmu hat mit ihrer Starthilfe eine Schneckenzucht eröffnet. In einem kleinen Teich hinter ihrem Haus sind die Weichtiere angesiedelt, die sie täglich auf lokalen und regionalen Märkten verkauft. Von ihren Einkünften baut sie die Zucht aus und hat genug Geld übrig, um ihre Tochter zu versorgen. Zugleich belebt Ralita Murmus Geschäft eine alte indigene Tradition wieder, wodurch die Wertschätzung für ihre Gemeinschaft steigt. Und jeder erkennt, dass Armut mit dem richtigen Ansatz überwunden werden kann.
So rücken die Menschen mit ihren Start-Ups in den Fokus, denen bislang niemand Aufmerksamkeit entgegengebracht hat. Die Betroffenen werden zu Handelnden, erfahren Anerkennung und das Bewusstsein für ihre einst schwierige Lage wird gestärkt. Die Gesellschaft versteht: Diese Menschen sind wichtig und gehören dazu. Und die Betroffenen stärken die Solidarität untereinander. So wird es für gesellschaftliche Entscheidungsträger*innen schwer, diese Menschen zu übergehen, wenn sie etwa soziale Rechte einfordern.
Unsere Prinzipien
Partnerschaft
Die lokalen NETZ-Partner sind vor Ort und finden die Menschen, die am dringendsten auf das Projekt angewiesen sind. So kommt die Unterstützung zielgerichtet an.
Partizipation
Benachteiligte Frauen nehmen am öffentlichen Leben teil. Sie handeln auf Märkten, führen Kleingeschäfte und lassen die soziale Isolation hinter sich.
Empowerment
Indigene und in extremer Armut lebende Familien schaffen sich eigenständig eine nachhaltige Existenzgrundlage. Sie sind wirtschaftlich weniger abhängig.