
Ein Leben Lang genug Reis: Das haben wir 2023 erreicht
Zusammenhalten im Kampf gegen Armut ist ein Prinzip des NETZ-Projektschwerpunkts „Ein Leben lang genug Reis“. Dabei bilden Dorfgruppen nicht nur die wichtige Basis für jede einzelne Teilnehmerin. Denn die ganze Gemeinschaft hat etwas von dem Engagement.
Die Hasnahena-Frauengruppe im Dorf Khanpukur hat alles hergerichtet: Auf einem Tisch sieht man ihre Saatgut-Bank, kleine bunte Dosen mit Getreide- und Hülsenfrüchtensamen. Daneben ein großer Bottich voll mit angespartem Reis für Notzeiten. Und davor stehen Nistschalen aus Ton, in denen Enten ihre Eier ungestört ausbrüten können. „All das haben wir gemeinsam aufgebaut“, sagt die Gruppenvorsitzende Loki Khatun. Und das in nur zwei Jahren.
Die Hasnahena-Gruppe ist eine von 1.246 Frauenvereinigungen, die 2023 im NETZ-Projektschwerpunkt „Ein Leben lang genug Reis“ aktiv waren. Sie sind Solidargemeinschaften von Frauen, die am meisten benachteiligt waren. Sie hatten keine Mittel, um wie hier im ländlich geprägten Westen Bangladeschs allein den Weg aus Mangel und Armut zu finden. Daher gehen sie den Weg gemeinsam und bauen sich mit Start-Unterstützung eigene kleine landwirtschaftliche Initiativen auf, mit denen sie Einkommen erwirtschaften und sich und ihre Familien selbst versorgen können – mehr als 23.000 Frauen waren es im vergangenen Jahr.
Der Rückblick von Loki Khatun zeigt, was das bedeutet: Vor der Gruppengründung zählte sie selbst zu den ärmsten Frauen im Dorf. Sie hatte wie alle ihre Mitstreiterinnen kein Land und keine Feldfrüchte zum Anbau, lebte von erbetteltem Essen und gelegentlich schwerer Arbeit für wohlhabende Familien. Dann, kurz nach Projektbeginn, erhielt sie mehrere Enten als Start-Unterstützung und erzielte rasch Erfolge mit ihrer Geflügelzucht. Sie erwirtschaftete erstes Einkommen und legte zudem durch Projektunterstützung einen großen Gemüsegarten an.
Der Schlüssel für sie und andere Gruppenmitglieder: Zusammenhalten und gemeinsam lernen. In Fortbildungen zu Tierhaltung und Anbaumethoden erweitern die Frauen ihr landwirtschaftliches Wissen und treffen sich wöchentlich zum gemeinsamen Austausch. Die Hasnahena-Frauengruppe plant selbstständig Arbeitsschritte wie gemeinsames Sparen (kleine Geldbeträge und Reis in der „Reisbank“, wo bereits 162 Kilogramm zusammenkamen). Zudem haben sie Nistschalen getöpfert. Damit haben nicht nur die Projektteilnehmerinnen selbst erfolgreich Enten gezüchtet – sie verkaufen die Schalen auch im Dorf und erwirtschaften dadurch weiteres Einkommen.
Inzwischen nutzen andere, in Not geratene Familien die Unterstützung der Frauengruppe: Sie können etwas von der „Reisbank“ leihen. „Diese Unterstützung ist wichtig – und damit sorgen wir auch für Frieden im Dorf“, sagt Gruppenvorsitzende Loki Khatun und verweist auf ihre „Saatgut-Bank“: „Wir haben darin Kürbis, Bohnen, Spinatsorten und Gurken. Alles hochwertige Gemüsesorten, die wir hier bewahren und die uns und unseren Familien wunderbares Essen bescheren.“
Was wir 2024 vorhaben
NETZ will verstärkt Menschen unterstützen, die in Regionen mit versalzten Böden leben, die für die Landwirtschaft kaum nutzbar sind. Durch berufsbildende Schulungen, Trainings und Beratung sollen sie sich alternative Einkommensmöglichkeiten auch abseits der Landwirtschaft schaffen.