Wem gehört das Land? - Landbesitz und Landlosigkeit in Bangladesch

Auf dem UN-Milleniumsgipfel im April dieses Jahres in New York wurde,
wie auf vielen internationalen Konferenzen der letzten Jahre, zum Ziel
erklärt, die Zahl der absolut Armen in dieser Welt bis zum Jahre 2015 zu
halbieren. Dieses wird ohne weitreichende Änderungen der
Agrarverhältnisse nicht möglich sein. Die Notwendigkeit von
Agrarreformen wurde auch auf der Konferenz "Zugang zu Land" bekräftigt,
die vom 19. bis zum 23. März in Bonn stattfand. Veranstalter war der
"Arbeitskreis Armutsbekämpfung", in dem zwölf staatliche und
nicht-staatliche Entwicklungsorganisationen zusammenarbeiten. An dieser
Konferenz nahmen 125 Männer und Frauen aus zwanzig Ländern teil.
Zur bangladeschischen Delegation gehörte Khushi Kabir, die
Geschäftsführerin der NGO "Nijera Kori". Wir veröffentlichen in dieser
NETZ-Ausgabe ein Interview mit Khushi Kabir über die Notwendigkeit und
Möglichkeit von Agrarreformen in Bangladesch und geben ein Beispiel für
die Arbeit von "Nijera Kori". Und wir stellen die NGO "Samata" vor, die
sich ebenfalls sehr engagiert für eine Landumverteilung in Bangladesch
einsetzt. Ein Vergleich mit der Entwicklung im indischen Bundesstaat
Westbengalen soll klären, ob die dort durchgeführten Landreformen auf
Bangladesch übertragbar sind. Und einige Fallbeispiele von NGOs, die von
NETZ unterstützt werden, sollen zeigen, welche Konflikte es in den
ländlichen Gebieten gibt und wie sie gelöst werden können. Ergänzt
werden diese aktuellen Berichte durch einen Beitrag des Historikers
Michael Mann über die Agrarverhältnisse in Bengalen während der
Kolonialzeit. Und Brigitte Jessen stellte uns einen Überblick über die
Agrarkultur in Bangladesch zur Verfügung.
Warum Veränderungen in
den ländlichen Gebieten Bangladeschs so schwierig sind, zeigt die
Kurzgeschichte "Ausführliche Nachricht über Erde und Stein" von Hassan
Azizul Haque, die Barbara DasGupta aus dem Bengalischen übertragen hat.
Der Autor gilt als der bedeutendste lebende Erzähler von Kurzgeschichten
in Bangladesch. Meisterhaft versteht er es, am Beispiel eines
Großgrundbesitzers und seines Knechts die traditionellen
Machtverhältnisse in einem bangladeschischen Dorf aufzuzeigen. Zu den
Glanzlichtern der bengalischen Literatur gehören auch die Gedichte des
Lyrikers Jibanananda Das. Einige von Margit Urhahn übersetzte Gedichte
sollen einen Eindruck von der großen Ausdruckskraft dieses Dichters
vermitteln.
Christian Weiß