Kleider machen Leute - Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie
Unsere Kleidung in Europa wird zu rund 90 Prozent in Asien, der Türkei, in Nordafrika und Osteuropa hergestellt. Bangladesch ist eines der Länder mit den niedrigsten Löhnen – das zieht Produzenten und Händler an. Alle bekannten Namen wie H&M, C&A, Adidas, Karstadt/Quelle, Tchibo sowie die Discounter Aldi, Lidl und KiK vergeben ihre Aufträge an lokale Produzenten.
Globalisierung und Discountierung hängen eng miteinander zusammen. Durch den Konzentrationsprozess im Einkauf haben die transnationalen Konzerne, insbesondere die Discounter, eine gewaltige Macht gewonnen. Durch ihre hohen Bestellungen können sie die Preise drücken und Lieferfristen kürzen. Die Produzenten in Bangladesch stehen dem machtlos gegenüber. Sie geben den Druck weiter an die Näherinnen. Einsparpotentiale sehen die Produzenten oft nur beim Lohn, denn die anderen Preise für Strom, Materialien etc. können sie nicht beeinflussen. Deshalb macht der Lohnanteil an einem Produkt gerade einmal 0,5 bis 1 Prozent aus. Wenn Sie als Kunde eine Hose für 70 Euro kaufen, verdient die Näherin in Bangladesch daran gerade einmal 35 bis 70 Cent. Deshalb müssen die Konzerne ihre Einkaufspraktiken ändern.
Bangladesch lebt vom Export seiner Bekleidungsindustrie, aber der Staat schützt die Arbeiterinnen nicht vor Ausbeutung. Im Gegenteil: Der 2006 festgelegte Mindestlohn konnte schon damals nicht die Grundbedürfnisse decken, heute frisst die Inflation den Hungerlohn weiter auf. Die Näherinnen arbeiten ohne Arbeitsverträge an sieben Tagen in der Woche, Nachtschichten werden bei Eilaufträgen eingeschoben, Überstunden werden nicht oder nicht korrekt bezahlt. Frauen werden diskriminiert. Eine Interessenvertretung der Beschäftigten ist unmöglich: Wer aufmuckt, fliegt raus.
Die Arbeitsbedingungen gleichen sich weltweit auf niedrigem Niveau an. In Filialen der Discounter in Deutschland warden Vollzeitstellen abgebaut, Teilzeitbeschäftigte machen die Arbeit zu Niedrigstlöhnen. Arm trotz Arbeit ist auch hier die Folge.
Was ist nötig? Unterstützen Sie die Arbeit der „Kampagne für ‚Saubere’ Kleidung“, bei der NETZ Mitglied ist, gegen die Praktiken der Discounter, die zu ausbeuterischen Arbeitsbedingungen führen. Wir bitten um Unterschriften auf Postkarten an die Discounter Lidl und KiK. Die freiwilligen Selbstverpflichtungen der Konzerne haben bisher zu keinen Verbesserungen der Arbeitsbedingungen geführt. Deshalb wenden wir uns auch an die Politik: Der Staat muss verpflichtende Rahmenbedingungen setzen. Verbindliche grenzüberschreitende Regeln für Unternehmensverantwortung müssen eingeführt und transnationale Unternehmen müssen endlich zur Rechenschaft über ihr Tun verpflichtet werden.
Ihre Gisela Burckhardt