Garantiert günstig - Kleidung aus Bangladesch

"Die Preise bleiben unten. Immer.", prangt es in fetten Lettern auf
der Werbung einer der weltweit größten Handelsketten. Sie lässt ihre
schwarzen Polo-Shirts und beigen Cargo-Zipp-Off-Hosen auch in
Bangladesch nähen. Ihr Jahresumsatz beträgt das 36-fache des
Staatshaushalts von Bangladesch.
"Wenn etwas billig ist, muss
daran Blut kleben," meint einer meiner Bekannten. Seitdem die
Bekleidungsindustrie boomt, wurden nach Gewerkschaftsangaben über 200
Arbeiterinnen und Arbeiter von Ordnungskräften in Bangladesch
erschossen, als sie für bessere Arbeitsbedingungen protestierten. Damit
die Preise unten bleiben?
Die Hälfte der in Bangladesch
hergestellten Shirts, Jacken und Hosen werden in die EU exportiert. Und
Deutschland ist hiervon der größte Abnehmer. Rund 870 Euro gibt ein
Deutscher durchschnittlich im Jahr für neue Bekleidung aus.
Konsumentinnen und Konsumenten, die wollen, dass nicht nur das Outfit
stimmt, sondern auch die Arbeitsbedingungen der Näherinnen, machen mit
bei der "Kampagne Saubere für Kleidung". Sie setzten sich für eine
angemessene Entlohnung ein, gegen Kinderarbeit und für das Recht der
Arbeiterinnen und Arbeiter, sich selbst zu organisieren.
Da
regen sich Gegenstimmen: "Das ist eine Form von Neo-Imperialismus. Die
Leute im Westen wollen uns vorschreiben, wie wir produzieren müssen.
Damit unsere Produkte teurer werden und nicht mit den westlichen
konkurrieren können. Dieser Protektionismus nützt den Armen nicht.
Endlich gibt es hunderttausende Arbeitsplätze in unserem Land, vor allem
für Frauen, die sonst durchgängig benachteiligt sind. Wenn die
Produktionskosten hochgehen, werden Arbeiterinnen entlassen. Die
Arbeitsbedingungen in anderen Bereichen in Bangladesch sind wesentlich
schlimmer. Und was ist denn die Alternative, die die Kinder haben? Wenn
sie entlassen werden, bleibt den meisten Mädchen doch nichts anders
übrig, als auf den Strich zu gehen." Doch hoffentlich keiner, der diese
Position vertritt, wird damit rechtfertigen, dass die Ausgänge der
Textilfabriken in Dhaka tagsüber verschlossen werden. So dass allein im
letzen Jahr über 100 Arbeiterinnen - auch Kinder - in den Flammen
umkamen, als Feuer in den Produktionshallen ausbrach...
Und schon
sind wir mitten in der Diskussion. Wir hoffen, dass Sie sich daran
beteiligen. Und dass das vorliegende Heft, das die
Bangladesch-Organisation NETZ und die "Kampagne Saubere Kleidung"
gemeinsam herausgeben, Sie anregt sich einzumischen. Es kann nicht
legitim sein Arbeiterinnen auszunutzen, weil es keine alternativen Jobs
für sie gibt. Denn "Life is now", wie eine andere Mode-Kette uns
glaubhaft in ihrer Werbung versichert.
Peter Dietzel