Frei von Hunger - Was Partnerschaft bewegt
Wie fühlt es sich an, jeden Tag satt zu werden? Malida, deren
Geschichte Sie in diesem Heft auf Seite 12 lesen, wusste es nicht. Ihr
Leben war von einem anderen Gefühl bestimmt: Hunger. Gewählt hat sie
dieses Schicksal nicht, und erst recht nicht dessen Folgen:
Unterernährung.
Sie tritt ein, wenn die tägliche Nahrung für
einen längeren Zeitraum unter dem Minimum liegt, das zum Leben benötigt
wird. Dann gleicht der Körper den Mangel aus. Er zehrt seine eigenen
Zellen auf. Er schränkt körperliche und geistige Aktivitäten ein. Die
Kraft, sich durch Arbeit aus der Hungerfalle zu befreien, geht verloren.
Das Immunsystem wird geschwächt. Besonders bei Kindern führt dies zum
frühen Tod. Alle vier Minuten stirbt ein Kind in Bangladesch an den
Folgen von Unterernährung.
Laut Welternährungsprogramm sind 41
Millionen Menschen in Bangladesch unterernährt. Das müsste nicht sein.
Denn an Nahrungsmitteln fehlt es nicht - in Bangladesch genauso wenig
wie weltweit. Nur ihre Verteilung ist unterentwickelt.
Es fehlt
auch nicht an Konzepten, wie der Hunger in Bangladesch überwunden
werden kann. Malida und vier weitere Familien bringen in diesem Heft den
Nachweis, dass es geht. Ebenso wie die 110.000 Familienmitglieder im
NETZ-Projekt "Ein Leben lang genug Reis". Die Journalistin Maike Böhm
und der Fotograf Rolf Wegst waren in Bangladesch und haben sich das
Projekt angeschaut. Mit ihrer Reportage, die wir in dieser
NETZ-Sonderausgabe veröffentlichen, nehmen sie uns mit zu den Familien.
Diese erhalten Arbeit, keine Almosen. Das ist es auch, was sie wollen -
und Respekt.
Wir können dem Hunger Einhalt gebieten. Es liegt
an uns, ob wir dies wollen. Jeder kann dazu etwas beitragen. Ich würde
mich freuen, wenn Sie mitmachen. Dieses Heft lädt Sie dazu ein.
Peter Dietzel