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Erinnerung und Gegenwart

NETZ Bangladesch Zeitschrift 1/2011

NETZ Zeitschrift 1-2011 | Am 7. März 1971 hält Sheikh Mujibur Rahman, später erster Präsident Bangladeschs, seine historische Rede in Dhaka: "Dieser Kampf ist ein Freiheitskampf, dieser Kampf ist ein Unabhängigkeitskampf!" In ihr rief er die bengalische Bevölkerung Ostpakistans zur Nichtkooperation gegen das Regime im Westteil des Landes auf. Viele in Bangladesch betrachten diese Rede als die eigentliche Unabhängigkeitserklärung des Landes, auch wenn diese offiziell erst am 26. März verkündet wurde. Zwischen diesen Worten und der Kapitulation der pakistanischen Armee am 16. Dezember 1971 liegen neun Monate eines verlustreichen Krieges, der die Bevölkerung Bangladeschs bis heute bewegt. 40 Jahre sind seit der Staatsgründung vergangen: Anlass für uns, die Entstehungsgeschichte des Landes ins Gedächtnis zu rufen und zu fragen, wie sich Gesellschaft und Politik heute mit den Folgen des Unabhängigkeitskrieges auseinandersetzen.

Der Historiker Willem van Schendel beschreibt in seinem Beitrag ab Seite 9 die wichtigsten Ereignisse im Jahr 1971. Der Umgang mit den Kriegsverbrechern beschäftigt die bangladeschische Gesellschaft bis heute. Welche politischen Mechanismen eine juristische Aufarbeitung lange verhindert haben erklärt Jalal Alamgir (Seiten 14-17). Im Interview ab Seite 18 spricht die Rechtsanwältin und Menschenrechtsaktivistin Sara Hossain über das aktuelle Kriegsverbrechertribunal.

Wie Frauen den Unabhängigkeitskrieg erlebt haben und warum viele bis heute mit den Folgen der Gewalt zu kämpfen haben, verdeutlicht der Beitrag auf den Seiten 20-22. Die Situation der Biharis, Muslime die 1947 aus verschiedenen Regionen Nordindiens ins heutige Bangladesch flüchteten und bis heute am Rand der Gesellschaft leben, schildert Toni Kaatz-Dubberke ab Seite 23. Im Interview erläutert Mofidul Hoque, Kurator des Liberation War Museums in Dhaka, warum Geschichtsarbeit mit der jungen Generation wichtig ist (ab Seite 33).

Bangladesch hat in den letzten 40 Jahren beachtliche soziale und wirtschaftliche Erfolge erzielt. Das Land hat sich friedlich gegen Militärdiktaturen aufgelehnt und ist immer wieder zu demokratischen Strukturen zurückgekehrt. Defizite sind zweifelsohne weiterhin vorhanden. Doch die Aussage Bangladesch sei ein hoffnungsloser Fall, getroffen 1974 vom damaligen US-amerikanischen Außenminister Henry Kissinger, kann heute sicherlich nicht mehr aufrechterhalten werden.

Die Beiträge in diesem Heft sind in Zusammenarbeit mit der Zeitschrift Südasien entstanden, in deren aktueller Ausgabe einige Artikel parallel erscheinen. Für diese Kooperation möchten wir uns, stellvertretend für das gesamte Redaktionsteam, bei Chefredakteur Heinz Werner Wessler bedanken.

Eine gute Lektüre mit neuen Einblicken in Geschichte und Gegenwart Bangladeschs wünscht Ihnen

Patrizia Heidegger, Redaktionsmitglied

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