Aktionsprogramm - Halbierung der Armut bis 2015
In Bangladesch leben 62 Millionen Menschen unterhalb der Armutsgrenze - das ist fast die Hälfte der Bevölkerung.
Die Vereinten Nationen haben sich das Ziel gesetzt, weltweit die
extreme Armut bis zum Jahr 2015 zu halbieren. Die Entwicklungsarbeit der
Nichtregierungsorganisationen wie NETZ kann einen Teil dieser Menschen
erreichen. Doch damit die Armut halbiert wird, muss es Änderungen in der
Politik und wirtschaftliches Wachstum besonders für die benachteiligten
Bevölkerungsgruppen geben. Das Ziel der UN und des darauf aufbauenden
Aktions-programms 2015 der Bundesregierung ist gut und notwendig. Doch
bisher tut sich zu wenig. Zumindest gibt es in vielen der ärmsten
Entwicklungsländer erste konkrete Pläne, wie die Armut reduziert werden
kann. Eine solche Strategie zur Verminderung der Armut - Poverty
Reduction Strategy Paper (PRSP) genannt - wird seit 2001 auch in
Bangladesch vorbereitet.
Aber die Bevölkerung wurde daran bisher
nicht beteiligt. Deshalb forderte ein Bündnis aus NGOs und
Wissenschaftlern, die Verabschiedung der Strategie, die für September
2002 vorgesehen war, zu verschieben. Sie sammelten dafür 30.000
Unterschriften, legten sie der Weltbank vor und waren erfolgreich:
Zunächst wurde nur ein vorläufiges Strategie-Papier veröffentlicht. Bis
März 2004 soll unter aktiver Beteiligung der Bevölkerung - gerade auch
der sozial Benachteiligten - eine nationale Strategie zur Reduzierung
der Armut ausgearbeitet werden. Der Beitrag von Prof. M. M. Akash in
dieser Ausgabe ist nur der Einstieg in die Diskussion um das Poverty
Reduction Strategy Paper. Wir werden in künftigen NETZ-Ausgaben weiter
berichten. Der Weltgipfel in Johannesburg mag unterschiedlich bewertet
werden. Eines ist aber deutlich geworden: In den Entwicklungsländern wie
in den Industrieländern fehlt der politische Wille, um die Halbierung
der Armut bis 2015 zu erreichen.
Die Hälfte der Armen weltweit
lebt auf dem indischen Subkontinent. Wir appellieren an die Politik in
Deutschland, die Armen Südasiens nicht zu vergessen. Die Erfahrungen der
vergangenen Jahrzehnte haben gezeigt: Wenn es einen politischen Willen
gibt, können in der Verminderung der Armut deutliche Fortschritte
erreicht werden. Dazu bedarf es allerdings einer wirklichen
Partizipation der Bevölkerung in den Entwicklungsländern und der
Unterstützung möglichst vieler Menschen und Organisationen in
Deutschland und anderen Ländern.
Ingo Ritz