"Textilbündnis" auf den Weg gebracht
Gemeinsam mit Vertretern der Wirtschaft, von Gewerkschaften und der Zivilgesellschaft hat Bundesentwicklungsminister Gerd Müller am 16. Oktober 2014 das so genannte "Textilbündnis" auf den Weg gebracht. Ziel ist es, eineinhalb Jahre nach dem Einsturz der Textilfabriken im Rana Plaza-Gebäude konkrete Verbesserungen der sozialen und ökologischen Standards in der Textil- und Bekleidungsindustrie zu erreichen. Arbeits- und Menschenrechtsorganisationen begrüßen die Initiative als hilfreichen ersten Schritt. Durch sie soll auf freiwilliger Basis ein Bündnis zur Umsetzung von öko-sozialen Standards in der globalen Lieferkette von Bekleidung ins Leben gerufen werden.
Das Textilbündnis ist bisher aber auf wenig Resonanz bei Unternehmen gestoßen. Verschiedene Unternehmerverbände, wie textil+mode und GermanFashion, behaupten in ihren ablehnenden Stellungnahmen, dass sie zwar die Ziele des geplanten Bündnisses teilen, aber viele Ziele nicht erreichbar und eine Reihe von sozialen und ökologischen Anforderungen nicht erfüllbar seien. Die Kampagne für Saubere Kleidung kritisiert diese Argumentation scharf. Zum einem seien diese Aussagen ein Eingeständnis der Verbände, dass ihre Mitglieder unter unwürdigen Arbeitsbedingungen produzieren lassen, obwohl sie ständig das Gegenteil behaupten. Zum anderen halten die Verbände soziale und ökologische Mindeststandards sowie menschenwürdige Arbeitsbedingungen offenbar für zu anspruchsvoll. Aus diesem Grund könne das Textilbündnis nur ein erster Schritt sein. Nun müssten rechtlich verbindliche Vorgaben wie gesetzlich vorgeschriebene Sorgfaltspflichten der Unternehmen für ihre gesamte Lieferkette eingeführt werden, wie sie die UN-Leitlinien für "Wirtschaft und Menschenrechte" vorschlagen. Dies hätte zur Folge, dass alle Unternehmen diese einhalten müssten und nicht nur solche, die freiwillig einem Bündnis beitreten.
Unterdessen hat der Parlamentarische Staatsekretär im Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Hans-Joachim Fuchtel, am 8. Dezember 2014 gemeinsam mit Premierministerin Sheikh Hasina den Textilkongress "Dhaka Apparel Summit" in Dhaka eröffnet. Auf seiner 3-tägigen Bangladesch-Reise stellte er das deutsche Textilbündnis vor und warb um weitere Unterstützung für die Anliegen des Bündnisses. Auch Jean Lambert, Vorsitzende des Südasien-Ausschusses des Europäischen Parlaments, äußerte sich im Rahmen ihres Bangladesch-Besuchs im Dezember 2014 zu den Arbeitsbedingungen in Bangladeschs Textilfabriken. Die ehrgeizigen Export-Ziele, so Lambert, seien nur bei gleichzeitiger Verbesserung der Arbeitsbedingungen zu realisieren.
Autor: Dirk Saam