Näherinnen im Hungerstreik
Ende Juli waren in Dhaka etwa 1.500 Textilarbeiterinnen in einen Hungerstreik getreten. Sie forderten die Zahlung ausstehender Löhne für Mai, Juni und Juli, die Bezahlung von Überstunden, eine Bonuszahlung nach dem Fastenmonat Ramadan sowie die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall. Die Arbeiterinnen arbeiten in fünf Fabriken, die zur Tuba-Unternehmensgruppe gehören, welche auch europäische Textilketten beliefert. Deren Management verweigerte die Zahlungen. Nach elf Tagen wurde der Hungerstreik durch die Polizei aufgelöst, zum Teil unter Anwendung von Gewalt.
Arbeiter und Gewerkschaften sehen einen Zusammenhang zu der Verurteilung des Tuba-Managers Delwar Hossain. Dieser wurde Anfang August 2014 wegen eines Brandes bei Tazreen Fashion im Jahr 2012 inhaftiert. Bei dem Brand starben über 100 Menschen, mehr als 200 erlitten Verletzungen. Tazreen Fashion gehört zur Tuba-Gruppe. Menschenrechtsorganisationen kritisieren, dass Delwar Hossain offenbar Erfolg mit der Strategie hatte, die Löhne während seiner Haft nicht auszuzahlen: Er befindet sich inzwischen wieder auf freiem Fuß. Arbeiterinnen haben bisher nur Teile ihrer ausstehenden Löhne erhalten.
Gewerkschaften und NGOs kritisieren zudem, dass es der Regierung in den ersten 100 Tagen ihrer Amtszeit nicht gelungen sei, die Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie zu verbessern. So seien zwar erste Schritte eingeleitet worden, um die Gebäudesicherheit zu gewährleisten und Brandschutzmaßnahmen zu verbessern, es sei aber nicht gelungen, für eine angemessene Umsetzung der verbesserten Arbeitsgesetze zu sorgen. Zudem würden die neuen Mindestlöhne, die 2013 festgelegt wurden, immer noch nicht flächendeckend ausgezahlt.
Autoren: Insa Bloem und Kai Fritze