Außergerichtliche Gewalt und Verschleppungen
Die Tageszeitung "New Age" veröffentlichte Ende November 2014 eine Artikelserie, die das Verschwinden von 19 Studenten im Zeitraum vom 28. November bis 11. Dezember 2013 beleuchtet. Augenzeugenberichten zufolge wurden die Studenten, die alle Unterstützer von Oppositionsparteien sein sollen, von Sicherheitskräften entführt und sind seitdem verschwunden. Sie verschwanden zu einem Zeitpunkt, in der die Opposition ihrer Forderung nach der Wiedereinführung einer Übergangsregierung mit Straßenblockaden und Generalstreiks Nachdruck zu verleihen suchte Aus Regierungskreisen wurden verlautet, dass alle vermissten Studenten untergetaucht seien, um sich der Strafverfolgung im Zusammenhang mit gewalttätigen Ausschreitungen im besagten Zeitraum zu entziehen.
Einem Untersuchungsbericht zufolge waren 21 Mitarbeiter des para-militärischen Rapid Action Battalion (RAB) an der Ermordung von sieben Menschen beteiligt, deren Leichen im Mai dieses Jahres im Narsyanganj-Distrikt östlich von Dhaka aufgefunden wurden. Brisant ist, dass der am 10. Dezember 2014 beim Obersten Gericht eingereichte Bericht von RAB-Mitarbeitern erstellt wurde. Die genauen Tathintergründe sind bisher noch unbekannt. Verhaftet wurden bisher drei RAB-Angehörige. Unter den Todesopfern befindet sich ein gewähltes Mitglied des Stadtrates. Dessen Schwiegervater beschuldigt RAB-Mitglieder die Morde begangen und dafür etwa eine halbe Million Euro erhalten zu haben. Die Morde in Narayanganj haben die Debatte um die Auflösung des RAB neu entfacht. Die Sondereinheit steht seit ihrer Gründung im Jahr 2004 in der Kritik, auf der Jagd nach Verbrechern Verdächtigte gezielt zu töten und in Verhören zu foltern. Auch haben Menschenrechtsverteidiger wiederholt darauf hingewiesen, dass unter dem Deckmantel der Terrorismusbekämpfung kritische Stimmen aus der Zivilgesellschaft unter Repressalien zu leiden hätten.
Autor: Dirk Saam