Außergerichtliche Gewalt
Anfang Mai 2014 wurden Medienberichten zufolge sieben Menschen im Narayanganj-Distrikt östlich von Dhaka von Mitgliedern der paramilitärischen Spezialeinheit Rapid Action Battalion (RAB) entführt und ermordet. Die genauen Hintergründe sind bisher nicht bekannt. Verhaftet wurden bisher drei Angehörige der Spezialeinheit. Unter den Opfern befindet sich auch ein gewähltes Mitglied des Stadtrates. Dessen Schwiegervater beschuldigt RAB-Mitglieder die Morde begangen und dafür etwa eine halbe Million Euro erhalten zu haben.
Der siebenfache Mord in Narayanganj hat die Debatte um die Auflösung des RAB neu entfacht. Die Spezialeinheit war 2004 von der Regierung unter Ministerpräsidentin Khaleda Zia ins Leben gerufen worden. Die Spezialeinheit steht aber seit ihrer Gründung in der Kritik, auf der Jagd nach Verbrechern Verdächtigte gezielt zu töten und in Verhören zu foltern. Auch haben Menschenrechtsverteidiger immer wieder darauf hingewiesen, dass unter dem Deckmantel der Terrorismusbekämpfung kritische Stimmen aus der Zivilgesellschaft unter Repressalien zu leiden haben. In einem Bericht von Amnesty International aus dem Jahr 2011 heißt es, RAB habe seit der Gründung 2004 mindestens 700 Menschen getötet. Meldungen bangladeschischer Menschenrechtsorganisationen zufolge wurden im Zeitraum Januar bis März 2014 58 Menschen durch Angehörige staatlicher Sicherheitskräfte, darunter RAB, Polizei und Armee, getötet.
Unklar ist, welche Rolle staatliche Sicherheitskräfte im Rahmen der jüngsten Attacken gegen führende Menschenrechtsverteidiger spielen. So konnte sich Nur Khan, der Direktor der Menschenrechtsorganisation Ain o Shalish Kendra, am 15. Mai 2014 nur knapp einem Entführungsversuch widersetzen. Der Menschenrechtsverteidiger hatte sich in der Vergangenheit mehrfach kritisch über außergerichtliche Gewalt geäußert.
Autoren: Dirk Saam und Kai Fritze