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Salma Ali - Rechtsanwältin mit Mut

NETZ unterstützt Projekt gegen Kinderhandel in Bangladesch

Salma Ali ist Geschäftsführerin der Vereinigung der Rechtsanwältinnen von Bangladesch. Sie kämpft gegen Kinder- und Frauenhandel in ihrem Land. Die Bangladesch-Organisation NETZ unterstützt sie darin. Jetzt besuchte die engagierte Rechtsanwältin die Geschäftsstelle von NETZ in Wetzlar und berichtete über ihre Arbeit.

Salma Ali erzählt die Geschichte von Mona, die mit zwölf Jahren an einen entfernten Verwandten verheiratet wurde. Der brachte sie unter dem Vorwand der Hochzeitsreise nach Kalkutta in Indien und verkaufte sie an einen Bordellbesitzer. Tag für Tag musste sie als Prostituierte arbeiten. Nach zwei Jahren gelang ihr die Flucht. Die Polizei griff sie auf und steckte sie ins Gefängnis. Salma Ali holte sie dort raus und brachte sie zurück nach Bangladesch.

"Robin war drei Jahre alt, als er entführt und nach Dubai verschleppt wurde", berichtet Salma Ali von einem weiteren Kind. "Dort wurde er als Jockey in Kamel-Rennen eingesetzt, wie viele andere bengalische Jungs. Die Jockeys müssen sehr leicht sein, und oft erhalten die Kinder nur eine Mahlzeit am Tag. Als Robin vier Jahre alt war, hatte er einen Unfall während eines Rennens. Ein Journalist traf ihn zufällig im Krankenhaus und informierte uns. Doch es dauerte ein ganzes Jahr, bis wir uns gegen die Behörden durchgesetzt hatten und ihn nach Bangladesch zurückholen konnten."

In Dhaka, der Hauptstadt des 130 Millionen Einwohner zählenden Landes, haben die Rechtsanwältinnen ein Heim eingerichtet für die befreiten Kinder. Sie werden dort medizinisch und psychologisch betreut, erhalten Unterricht und wenn sie größer sind eine Ausbildung. Die Rechtsanwältinnen kümmern sich um die Aufklärung der Entführungen und vertreten die Interessen der Kinder vor Gericht. Sehr schwierig ist es, die Eltern ausfindig zu machen, denn die Kinder stammen meist aus dem ländlichen Bangladesch - und es gibt 60.000 Dörfer im Land. Wenn es gelingt, kehren die Jungen in ihre Familien zurück; den Mädchen ist dies wegen der Traditionen und des sozialen Drucks meist verwehrt. 175 Kinder und Frauen, die von den Rechtsanwältinnen aus Bordellen, Polizeistationen oder Flughäfen herausgeholt wurden, leben derzeit in dem Heim in Dhaka.

Wie viele Kinder und Frauen in Bangladesch entführt werden, kann Salma Ali nicht sagen: "Es gibt keine gesicherten Zahlen. Aufgrund einer Studie, die wir in 250 Dörfern durchgeführt haben, gehen wir davon aus, dass es jährlich 10.000 Entführungsfälle in Bangladesch gibt. Es können jedoch auch wesentlich mehr sein." Die Frauen und Kinder werden nach Indien, Pakistan oder in die Arabischen Emirate verschleppt, oder innerhalb des Landes zur Prostitution gezwungen.

Vor fünf Jahren noch leugnete das Innenministerium von Bangladesch das Problem des Menschenhandels. Unter dem Druck der Rechtsanwältinnen bleibt dem Ministerium heute jedoch nichts anderes übrig, als mit ihnen zusammenzuarbeiten. So führen die Rechtsanwältinnen Trainings für die Polizei, den Grenzschutz und Journalisten durch und treten öffentlich dafür ein, dass das Verbot des Menschenhandels effektiv umgesetzt wird. An einigen besonders kritischen Punkten entlang der Grenze zu Indien haben sie selbst Beobachtungsposten eingerichtet, da sie wissen, dass Polizisten mit der Entführungsmafia unter einer Decke stecken. "Die Korruption macht uns sehr zu schaffen", fasst Salma Ali das Problem der gut organisierten Entführungsstrukturen zusammen. Bislang gelang es den Rechtsanwältinnen nicht, die Drahtzieher des Menschenhandels aufzudecken. Stattdessen nehmen die Drohungen gegen die 120 Mitarbeiterinnen der Organisation zu.

Im Kampf gegen den Kinderhandel arbeiten die Rechtsanwältinnen grenzübergreifend mit andern asiatischen Organisationen zusammen. Unterstützung erhalten sie aus Amerika und Dänemark sowie von der deutschen Organisation NETZ, die auf die Entwicklungs-Zusammenarbeit mit Bangladesch spezialisiert ist. NETZ fördert das Heim, finanziert die Reintegration von verschleppten Jugendlichen und unterstützt die Fortbildung von Psychologen und Sozialarbeitern, da es bislang kaum Kräfte im Land gibt, die in der Behandlung traumatisierter Kinder geschult sind. Aus Anlass des 30-jährigen Jubiläums der Staatsgründung von Bangladesch erhielt Salma Ali eine Einladung von der deutsch-bengalischen Gesellschaft in Frankfurt, wo sie ihren in Deutschland lebenden Landsleuten von ihrer Arbeit berichtete. Der Kontakt war durch NETZ zustande gekommen. Salma Ali: "Wir brauchen den Druck aus dem Westen, um wirksam gegen die Entführung der Kinder vorgehen zu können."

Kontakt: dietzel@bangladesch.org
Tel.: 06441 / 97463-0

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