NETZ setzt sich für besser Arbeitsbedingungen in Bangladeschs Nähfabriken ein
9 Cent Stundenlohn in Zulieferfirmen für Lidl und KiK
90 Prozent aller Hosen, Hemden und Pullover, die bei uns über den Ladentisch wandern, werden in Entwicklungsländern und Osteuropa hergestellt. Das Bangladesch-Hilfswerk NETZ hat sich an einer Untersuchung der Arbeitsbedingungen beteiligt, unter denen die Kleidung in dem südasiatischen Land hergestellt wird. Näherinnen in Bangladesch berichten über einen Stundenlohn von 9 Cent, zahllose unbezahlte Überstunden bis spät in die Nacht und die Verhinderung jeglicher gewerkschaftlicher Tätigkeit. Eine Broschüre dokumentiert exakt Arbeitsrechtsverletzungen in Fabriken, die für den deutschen Markt produzieren, insbesondere für die Discounter KiK und Lidl. Herausgeber ist die "Kampagne für saubere Kleidung", ein Zusammenschluss von Gewerkschaften und Hilfswerken. NETZ ist Mitglied der Aktion, die bessere Arbeitsbedingungen für die Näherinnen in Bangladesch fordert.
Gisela Burckhardt, Mitautorin und Redakteurin der Informations-Broschüre, wirft den Discountern vor: "Lidl und KiK kommen ihrer Unternehmensverantwortung nicht nach. Es ist ein Skandal, dass deutsche Unternehmen auf dem Rücken der Näherinnen und ohne Rücksicht auf die Einhaltung von Menschen- und Arbeitsrechten ihre Gewinne machen". Gisela Burckhardt, die NETZ in der "Kampagne für saubere Kleidung" vertritt, betont weiter: "Die massiven Arbeitsrechtsverletzungen bei den untersuchten Lieferanten von Lidl und KiK in Bangladesch stellen keine Einzelfälle dar. Mit dieser Untersuchung will die Kampagne vielmehr darauf hinweisen, dass systematisch Arbeits- und Menschenrechte bei den Lieferanten der Discounter verletzt werden."
Doch nicht nur die Näherinnen in Bangladesch, auch die Verkäuferinnen in Deutschland spüren tagtäglich die Folgen der Niedrigpreispolitik vieler Discounter. Nicht nur der Einkauf der Waren soll billig sein, auch die Verkäuferinnen sollen niedrig bezahlt werden. Immer weniger Vollzeitbeschäftigte sind angestellt - seit 2003 haben die Discounter 180.000 Stellen gestrichen - Teilzeitbeschäftigte mit Niedrigstlöhnen machen die Arbeit. Und dies trifft vor allem Frauen: 70 Prozent der Beschäftigten im Einzelhandel sind weiblich.
Die beiden Discounter gehören zu den zehn größten deutschen Textileinzelhändlern. Mit dieser Marktposition sind sie imstande, Preise zu drücken, Lieferfristen zu kürzen und immer mehr Verantwortung auf ihre Lieferanten in Billiglohnländern abzuschieben. Die Produzenten in Bangladesch stehen den großen Konzernen machtlos gegenüber. Sie geben den Druck weiter an die Näherinnen, auf deren Rücken letztlich der Kampf um die niedrigen Preise ausgetragen wird. NETZ-Mitarbeiter Dirk Saam hebt jedoch hervor: "Die Frauen in Bangladesch sind auf das Einkommen angewiesen. Einen Boykott der Kleidung lehnen wir deshalb strikt ab. Doch die Arbeiterinnen müssen fair bezahlt und behandelt werden." Die Broschüre kann für 3,50 Euro bei NETZ bezogen werden, Tel. 064441 - 26585.
Weitere Informationen:
Gisela Burckhardt,
Vertreterin von NETZ Bangladesch in der "Kampagne für Saubere Kleidung", Tel. 0228 - 944 996 82, gisela.burckhardt@web.de