Startseite
Jetzt spenden

Frauenrechte gemeinsam mit Männern durchsetzen

WETZLAR | Jeden Tag genug zu essen, Schulbildung für die Kinder und weniger Gewalt in den Familien – mehr als 80 000 Menschen in Bangladesch haben diese Ziele im vergangenen Jahr mit Unterstützung der Entwicklungsorganisation NETZ erreicht. Besonders wichtig ist es dabei, auf die Rechte der Frauen zu achten, betont der Verein im gerade veröffentlichten Jahresbericht.

In Bangladesch unterstützt der gemeinnützige Verein besonders Frauen, die in extremer Armut leben. Mit dem Programm „Ein Leben lang genug Reis“ erhalten sie Startkapital für kleine Landwirtschafts- oder Handwerksprojekte, nehmen an Schulungen teil und engagieren sich in Dorfgruppen. NETZ-Geschäftsführer Peter Dietzel verdeutlicht die Erfolge: „Annähernd 40 000 Familien haben durch das Programm jeden Tag genug zu essen. Die Mangelernährung der Kinder ist stark zurückgegangen.“

Der Jahresbericht zeigt auch auf, dass daraus noch andere positive Effekte entstehen: Weil die Frauen zum Familieneinkommen beitragen, verbessert sich ihre Stellung in der Dorfgemeinschaft. „Außerdem erfahren die Frauen in regelmäßigen Gruppentreffen, dass sie Rechte haben und wie sie diese gemeinsam umsetzen können“, erläutert Dietzel. Zum Beispiel hätten Dorfgruppen die Nutzung von staatlichem Ackerland in der Größe von 140 Fußballfeldern erstritten, das sonst politisch einflussreiche Bauern unrechtmäßig für sich beanspruchen würden. Dort bauen nun Familien, die bislang vom kargen Tagelohn im Tabak- und Reisanbau überlebt haben, eigenes Gemüse an.

In allen Bereichen spielt die Aufklärung der Menschen über ihre Rechte eine wichtige Rolle. 87 Prozent der Frauen in Bangladesch haben schon einmal häusliche Gewalt erfahren, die Rate der Kinder-Ehen gehört zu den höchsten weltweit. „Ich hab tatsächlich die ganze Zeit gedacht, das muss so sein“, erzählt Sree Ronita Bala aus dem Distrikt Thakurgaon. Sie ist eine von 8 700 Aktiven, die im Rahmen der Menschenrechtsarbeit von NETZ an Schulungen teilgenommen haben und sich nun gegen Diskriminierung engagieren. „Es hat sich dadurch viel verändert“, berichtet sie, „unsere Männer trauen sich nicht mehr, uns zu schlagen, wir verhindern Kinder-Ehen und Frauen können jetzt eigene Entscheidungen treffen.“

Traditionen und patriarchale Machtgefüge lassen sich nicht auf die Schnelle verändern. Wichtig ist vielmehr die Gemeinschaft, betont Afsana Binte Amin, Managerin der Menschenrechtsarbeit von NETZ in Bangladesch: „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass wir vieles erreichen können, wenn wir nicht gegen die Menschen arbeiten, die andere Meinungen vertreten, sondern mit ihnen“. Deshalb würden Männer einbezogen, wenn es um Frauenrechte geht, und muslimische Geistliche, wenn Normen und Traditionen verändert werden sollen. Dadurch profitieren ganze Familien und Dorfgemeinschaften. Gemeinsam kämpfen sie gegen Korruption in Behörden, für die Einhaltung des gesetzlichen Mindestalters von 18 Jahren bei der Eheschließung, und sorgen dafür, dass Witwen die Sozialleistung bekommen, die ihnen von staatlicher Seite her zusteht.

Ein wichtiger Schritt für Menschenrechte: Bildung ermöglichen

Über zwei Millionen Kinder gehen in Bangladesch nicht zur Schule. Die Gründe dafür sind vielfältig: In ländlichen Regionen gibt es zu wenige Schulen, Mädchen und Jungen tragen zum Familieneinkommen bei, Kinder, die indigenen Gruppen angehören, werden ausgegrenzt. Auch hier greifen die Programme der Entwicklungsorganisation. Im Berichtsjahr förderte NETZ gemeinsam mit seinen lokalen Partnerorganisationen den Schulbesuch von 37 800 Kindern in abgelegenen Regionen. Die Gehälter von Lehrkräften wurden finanziert, Unterrichtsmaterial gestellt und Vorschulen eingerichtet.

Finanziert werden die Projekte durch Privatspenden zusammen mit Fördergeldern des Bundesentwicklungsministeriums und der EU. Die Ausgaben beliefen sich im vergangenen Jahr auf rund 3,2 Millionen Euro. Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) bescheinigt der Organisation, dass sie transparent und effektiv arbeitet: zum 18. Mal in Folge erhielt der Verein das Spenden-Siegel verliehen.

Möglich ist das unter anderem durch das große ehrenamtliche Engagement: „Mehr als 20 000 Stunden ehrenamtliche Arbeit haben die Aktiven im vergangenen Jahr bundesweit in der Partnerschaft mit Bangladesch geleistet. Das begeistert uns, macht uns dankbar, und optimistisch für die Zukunft“, betont Geschäftsführer Dietzel.

Fotos:
Jaleshari Karmakar (47) ist eine von 40 000 Teilnehmerinnen im Projekt „Ein Leben lang genug Reis“. Im Januar 2018 erhielt sie ihr Startkapital: sie pachtete ein Feld. Nun versorgt sie die Familie täglich mit Reis und Gemüse. Foto: Noor Ahmed Gelal / NETZ

Gemeinschaftliche Kartoffelernte von Teilnehmerinnen im Projekt „Ein Leben lang genug Reis“ im Distrikt Naogaon. Foto: Noor Ahmed Gelal / NETZ

Der Jahresbericht ist eingetroffen: das NETZ-Team in Wetzlar bedankt sich bei allen Aktiven, die zu den positiven Veränderungen in Bangladesch und Deutschland beigetragen haben. Foto: Florian Albrecht / NETZ

Der NETZ Jahresbericht 2019

Mehr BeiträgeAlle Beiträge

Ihre Spende kommt an.

Alle Projekte ansehen
Jetzt spenden

Sichere SSL-Verbindung