Bundesverdienstkreuz für leidenschaftliches Engagement gegen Armut
Manfred Krüger tritt für Stärkung der Selbsthilfe in Bangladesch ein
Für sein entwicklungspolitisches Engagement in Bangladesch sowie für seinen Einsatz gegen Diabetes erhält Manfred Krüger am 29. August 2007 das Bundesverdienstkreuz verliehen. Der Krefelder Apotheker prägt seit 18 Jahren die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Bangladesch im Kampf gegen Hunger und für die Einhaltung der Menschenrechte. Bei der Übergabe der Auszeichnung im Rathaus der Stadt Krefeld plädiert er dafür, die Selbsthilfe der Ärmsten stärker zu fördern.
Manfred Krüger gehört zu den Gründungsmitgliedern der Entwicklungsorganisation NETZ, die seit 1989 auf Bangladesch spezialisiert ist. Seither arbeitet er im Vorstand des bundesweit organisierten Vereins mit; in den Jahren von 1998 bis 2004 war er dessen erster Vorsitzender. Unter seiner Mitwirkung sind viele Selbsthilfe-Projekte von NETZ in dem südasiatischen Land entstanden. Vor allem unterstützt NETZ die Menschen, die am meisten benachteiligt sind: Frauen, Landlose und Kinder. Bisher haben 50.000 Familien Startkapital erhalten und sich eine eigene Existenz aufgebaut. Über 25.000 Kinder haben eine Grundschule besuchen können. Mehr als 10.000 Menschen sind für die Umsetzung der Menschenrechte in den Dörfern geschult worden. Allein in der aktuellen Flutkatastrophe versorgt NETZ 60.000 hungernde Menschen mit Lebensmitteln und Medikamenten.
Manfred Krüger ist ein profunder Kenner des Landes, seit 1988 hat er sechzehn Mal Bangladesch besucht. Während seiner zwei- bis vierwöchigen Einsätze führt er stets intensive Gespräche mit Entwicklungsorganisationen, Menschenrechtlern und Politikern, mit Wissenschaftlern und Künstlern des Landes: über die gesellschaftliche Entwicklung, Strategien zur Bekämpfung der Armut, die Förderung der demokratischen Kultur. Doch vor allem redet er mit den Menschen in den Dörfern – darüber, wie sie ihre Selbsthilfe organisieren, um dauerhaft Hunger und Armut zu überwinden. Besonders wichtig ist ihm dabei, „dass die Menschen die traditionellen Machtstrukturen in Frage stellen und verändern“, betont Manfred Krüger, „denn diese sind oft Ursache für Verarmung und bittere Not.“
Auf dem Hintergrund seiner Erfahrungen sieht er auch die Dringlichkeit, den Opfern der aktuellen Flut zu helfen: „Mehr als acht Millionen Menschen in Bangladesch sind obdachlos. Die ärmsten Familien stürzen in noch tiefere Bedrängnis, wenn sie keine Hilfe erhalten. Wir verteilen Reis, Babynahrung und Wasserreinigungstabletten. Nach der Flut bekommen die Familien Saatgut, um wieder anpflanzen zu können. Im Anschluss unterstützen wir die Aufschüttung von Schutz-Flächen über dem Flutpegel, damit die Menschen vor künftigen Überschwemmungen geschützt sind. Denn es geht und auch hier um die Stärkung der Selbsthilfe.“ Über seine Erfahrungen in Bangladesch hat Manfred Krüger immer wieder in öffentlichen Veranstaltungen, in Schulen und Kirchengemeinden berichtet – in Krefeld und weit darüber hinaus. Zahlreiche Menschen wurden durch ihn aufgerüttelt und motiviert, sich für sinnvolle Entwicklungsarbeit in Bangladesch einzusetzen.
Neben seiner täglichen heilberuflichen Tätigkeit in seiner Apotheke ist Manfred Krüger in besonderer Weise der Betreuung von Diabetespatienten verpflichtet. Im Netzwerk mit Hausärzten, diabetologischen Schwerpunktpraxen und Diabeteskliniken verbessert er seit über 15 Jahren in Krefeld („Krefeld gegen Diabetes“), aber auch auf Landes- und Bundesebene, die Qualität der Versorgung. In Zusammenarbeit mit den wissenschaftlichen Fachgesellschaften, Selbsthilfegruppen und Krankenkassen konnte er bedeutende Fortschritte mitentwickeln und in die Vorsorge und tägliche Versorgung einführen. Diabetes zu verhindern, zumindest frühzeitig zu erkennen und professionell zu behandeln im Sinne der Betroffenen, ist ihm eine Herzensangelegenheit.
Trotz seiner Unbequemlichkeit und Beharrlichkeit ist Manfred Krüger als Gesprächs- und Arbeitspartner überall geschätzt, in den bengalischen Dörfern ebenso wie in den Führungsetagen der Apothekerverbände. Das liegt sicher an seiner einfühlsamen und zugleich zupackenden menschlichen Art, an seiner fachlichen Kompetenz und seinem Humor, vor allem jedoch an seiner Geradlinigkeit, wenn es um die Interessen der Menschen geht.
NETZ bittet um Spenden unter dem Kennwort „Fluthilfe“. Eine Notration mit Lebensmitteln, die einer fünfköpfigen Familie das Überleben sichert, kostet 10 Euro.