Bundestagsabgeordnete spricht mit den Ärmsten
Delegation des Entwicklungsausschusses besucht NETZ-Projekte in Bangladesch
Dhaka/ Wetzlar. Vom 25. März bis 4. April 2008 besuchten vier Bundestagsabgeordnete des Entwicklungsausschusses Bangladesch und Nepal, unter ihnen die stellvertretende Ausschussvorsitzende Sybille Pfeiffer aus Wetzlar sowie Thilo Hoppe aus Ostfriesland. Bangladesch ist seit vielen Jahren Partnerland der deutschen Entwicklungszusammenarbeit, umso mehr ein Grund für die Abgeordneten, sich vor Ort ein Bild über die Fortschritte zu machen. Neben Terminen mit dem Außenminister, dem Finanzminister und der Ministerin für Grundbildung standen Gespräche mit der ärmsten Bevölkerung auf der Agenda. Bangladesch hat 150 Millionen Einwohner, mehr als Russland. In keinem der ärmsten Entwicklungsländer leben so viele Menschen unterhalb der Armutsgrenze, von weniger als einem Euro pro Tag.
Die Abgeordneten besuchten auf ihrer Reise das Projekt „Ein leben lang Reis“ des Wetzlarer Bangladesch-Hilfswerkes NETZ, das im Westen des Landes 5.300 extrem armen Frauen und ihren Familien, also insgesamt 22.000 Menschen, ein eigene Einkommen durch die Zucht von Ziegen oder Hühnern, den Verkauf von Milch oder ein kleines Gewerbe ermöglicht. Ohne die Hilfe bliebe ihnen nicht einmal ein Euro pro Tag, um ein Dach über den Kopf, Kleidung und etwas zu Essen zum Überleben zu haben. Extrem arme Menschen gelten als Randgruppe der Gesellschaft, fallen durch das Raster zahlreicher staatlicher und internationaler Hilfsmaßnahmen. Doch NETZ verteilt in diesem Projekt ganz und gar keine Almosen: mit Unterstützung des deutschen Entwicklungsministeriums werden an die Frauen Kleinkredite vergeben, die sie von ihren ersten Gewinnen zurückzahlen. Nur so können weitere Frauen Kredite aufnehmen und sich eine eigene Existenz errichten.
„Die Frauen können das selber, wenn sie nur gelassen werden“, resümiert Sibylle Pfeifer die zahlreichen Gespräche mit den Frauen, sichtlich bewegt von deren Engagement und Zuversicht, den Teufelskreis der Armut zu durchbrechen. „Frau Pfeiffer war sehr an der Situation der Frauen interessiert. Offen hat sie mit ihnen über ihre Lebenssituation gesprochen und auch darüber, wie sie sich durch die Kleinkredite und Trainings ein eigenes Einkommen aufbauen“, erzählt Ingo Ritz, Geschäftsführer von NETZ, der Sybille Pfeiffer und Thilo Hoppe vor Ort begleitete.
Thilo Hoppe war die Situation der extrem Armen und Hungernden ein besonderes Anliegen: „Es gibt widersprüchliche Entwicklungen: Einerseits geht die Armut zurück, andererseits verschlechtert sich die Ernährungssituation großer Teile der Bevölkerung“, so Hoppe. Das sei auch auf die stark gestiegenen Lebensmittelpreise zurück zu führen, die unter anderem vom Weltmarkt abhängig sind. Er betonte die Bedeutung von Organisationen wie NETZ, die es schaffen, konkrete und nachhaltige Verbesserungen für diese Menschen zu unterstützen. „Nicht nur für unsere Partnerorganisationen und die Menschenrechtler in Bangladesch, sondern auch für uns in Deutschland ist der Besuch eine Geste des Vertrauens in unsere Arbeit.“, resümiert Ingo Ritz den Besuch der Delegation.