100 000 Menschen haben den Hunger überwunden
Bangladesch-Organisation NETZ legt Jahresbericht 2010 vor
Im Jahr 2010 hat die Entwicklungsorganisation NETZ insgesamt 10 972 Familien neu in ihr Programm „Ein Leben lang genug Reis“ in Bangladesch aufgenommen. Mit diesem Projekt fördert NETZ die Selbsthilfe chronisch unterernährter Familien durch Steigerung ihres Einkommens. Damit haben seit Beginn des Programms im Jahr 2002 bereits über 100 000 Menschen dauerhaft den Hunger überwunden. Hierfür, sowie für die Schulbildung von Kindern und die Verbesserung der Menschenrechte in Bangladesch, hat NETZ im vergangenen Jahr über 3,39 Millionen Euro eingesetzt. Das verrät der Jahresbericht des bundesweit organisierten Vereins, dessen Geschäftsstelle sich in Wetzlar befindet.
„32 Millionen Menschen in Bangladesch leben in extremer Armut“, stellt Peter Dietzel fest, Mitglied der Geschäftsführung von NETZ. Gezielt unterstützt die Solidaritätsorganisation deshalb Familien im Norden des Landes, die bislang von Entwicklungs- und Mikrofinanzprogrammen ausgeschlossen waren. „Gemeinsam mit betroffenen Frauen, lokalen NGOs und Experten haben wir ein wirksames Programm zur nachhaltigen Bekämpfung des Hungers entwickelt“, erläutert Dietzel, der von Anfang an daran beteiligt war: „Durch Schulungen und nicht zurückzuzahlendes Startkapital erwirtschaften sich die Familien ein höheres Einkommen.“ Die Mütter erhalten zum Beispiel Ziegen, eine Rikscha oder Saatgut und die Pachtgebühr für den Anbau von Reis. Einheimische Sozialarbeiter besuchen wöchentlich die Dörfer und beraten die Frauen.
„85 Prozent der Familien schaffen es in drei Jahren, die extreme Armut zu überwinden“, informiert Peter Dietzel über die Wirkung des Projekts. „Die Frauen können nicht nur eigenständig für Nahrung und Kleidung sorgen, sondern auch für die Bildung ihrer Kinder“, unterstreicht Dietzel die Bedeutung dieser Selbsthilfe. In über 1 450 Gruppen organisiert, unterstützen sich die Frauen gegenseitig und wehren sich gegen Unrecht und Gewalt. Zudem tragen sie zu besserer Regierungsführung in den Gemeinden bei, indem sie dafür eintreten, dass die Bedürftigsten Zugang zum staatlichen sozialen Sicherungsnetz erhalten.
Um die Armut dauerhaft zu bezwingen, engagiert sich NETZ für die Bildung von Kindern in schwer zugänglichen Gebieten und aus indigenen Familien. Im vergangenen Jahr hat NETZ die Schulbildung von 19 435 Mädchen und Jungen an insgesamt 346 Grundschulen gefördert. Zur Verbesserung der Rechte der Frauen, der landlosen Familien und der Minderheiten arbeitet NETZ mit führenden Menschenrechtsorganisationen des Landes zusammen. Die Rechtsanwälte haben 5 473 Frauen und Männer in ländlichen Regionen geschult, damit sie für die Einhaltung der Menschenrechte in den Dörfern eintreten.
Wie aus dem Jahresbericht hervorgeht, betrugen die Ausgaben von NETZ im Jahr 2010 über 3,39 Millionen Euro. Dies ist der höchste Betrag in der Geschichte der Solidaritätsbewegung. Er stieg um 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 69,9 Prozent der Gelder flossen in das Projekt „Ein Leben lange genug Reis“, 8,6 Prozent in die Schulbildung für Kinder und 3,6 Prozent in die Förderung der Menschenrechte. Weitere 5,7 Prozent wurden für den Freiwilligendienst in Bangladesch und die entwicklungspolitische Bildungsarbeit in Deutschland eingesetzt. Der Aufwand für Verwaltung und die Kommunikation mit den Spendern betrug nach Angaben von NETZ 5,9 Prozent.
Die finanziellen Mittel stammen aus Spenden, Mitgliedsbeiträgen sowie Zuschüssen staatlicher, kirchlicher und privater Institutionen. Die größten Zuschussbeträge erhielt NETZ von der Europäischen Union, der britischen Regierung und dem deutschen Entwicklungsministerium.
Um angesichts der gestiegenen Einnahmen und Ausgaben höhere Transparenzstandards zu erfüllen, enthält der Jahresbericht 2010 von NETZ mehr Angaben als bisher. Unter anderem informiert er über Herausforderungen in den Projekte, die Organisationsstruktur, die Spendenwerbung und die Gehälter der Mitarbeiter. Der Jahresbericht 2010 kann im Internet unter www.bangladesch.org abgerufen werden.
Info-Box zur Organisation
NETZ ist eine Organisation der Entwicklungszusammenarbeit, die seit über 30 Jahren ausschließlich in Bangladesch tätig ist. Sie unterstützt die Selbsthilfe der Bevölkerung zur Überwindung des Hungers, für Schulbildung sowie die Durchsetzung der Menschenrechte in den Dörfern. NETZ ist ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Wetzlar. Das „Deutsche Zentralinstitut für Soziale Fragen“ hat der Organisation das Spenden-Siegel verliehen. Es steht für einen sorgsamen Umgang mit Spenden.