Erdnussernte für Menschenrechte
Shahina Akhter berichtet: „Die Menschen in unserem Dorf lachten uns aus, als wir Frauen zum Gruppentreffen gehen wollten, und unsere Männer erlaubten es uns zunächst nicht. Doch als wir über das Informationsfreiheitsgesetz und die Landrechte Bescheid wussten, nahmen sie uns ernst, da sie den Nutzen für sich und unsere Familien sahen.“ Die Sprecherin der Menschenrechtsgruppe im nördlichen Distrikt Panchagarh erzählt auch, wie die Frauen begannen, zu ihren Treffen jeweils eine Handvoll Reis mitzubringen. Nach einiger Zeit pachteten sie mit dem Verkaufserlös ihrer so genannten Reisbank ein Stück Land und bauten Erdnüsse an. „Als die Nüsse reif waren, traute sich allerdings keine der Frauen, diese zu ernten“, berichtet Frau Akhter weiter, „aus Angst vor den Reaktionen in unserer konservativen Region. Doch eine Lehrerin aus unserer Gruppe war mutig und ging aufs Feld. Da machten die anderen Frauen bei der Erdnuss-Ernte ebenso mit.“ Durch das Informationsfreiheitsgesetz lernten die Frauen zum Beispiel auch, dass sie das Recht auf Brustkrebs-Vorsorgeuntersuchung haben und nahmen dies in Anspruch.
Shahina Akhter ist eine von 1500 Teilnehmerinnen am Menschenrechtsprojekt von „Research Initiatives Bangladesh“ (RIB), das NETZ von 2013 bis 2016 aus Spenden und Mitteln des deutschen Entwicklungsministeriums gefördert hat. Zum Abschluss des Projekts veranstaltet RIB in den Konferenzräumen der Tageszeitung „Daily Star“ in Dhaka eine Tagung. Dort diskutieren Projektteilnehmerinnen und Menschenrechtsverteidiger die vielfältigen Veränderungen, die in sechs Distrikten erzielt wurden.
Benachteiligte Bevölkerungsgruppen sind beim Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen oft massiven Diskriminierungen ausgesetzt. Genau hier setzt die Aufklärung von RIB an: vor allem durch die Nutzung des Informationsfreiheitsgesetzes durch die marginalisierten Menschen selbst. Dr. Meghna Guhathakurta, Geschäftsführerin von RIB, hebt in ihrer Präsentation auf der Tagung besonders die Nachhaltigkeit hervor, die das Projekt erreicht hat. Angeleitet von Projektmitarbeiterinnen haben die lokalen Akteure selbst konkrete Lösungen zur Überwindung von Unrecht gestaltet. Nach und nach mobilisierten sie eigene Ressourcen. So sind Selbsthilfestrukturen entstanden, die nach Beendigung des Projekts weiterhin gesellschaftliche Veränderungen vorantreiben.
Neben lokalen Aktivisten nahmen an der Konferenz auch Nazrul Islam und Nurun Naher Osmani von der nationalen Menschenrechtskommission Bangladeschs teil, die Menschenrechtsanwältin Dr. Hamida Hossain, die RIB-Vorstandsmitglieder Dr. Shamsul Bari und Prof. Anisur Rahman sowie Sharmin Islam von NETZ.