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Bd-Besuch Gespräch in Hirschau

Selestina Tirky berichtet in der Christuskirche in Hirschau bei Tübingen, wie sie mit drei Geschwistern aufgewachsen ist. Ihr Vater war Tagelöhner. Das Geld reichte kaum für die Familie. Mit nur 16 Jahren wurde sie verheiratet. Ihr Ehemann war ebenfalls Tagelöhner. Er verließ Selestina, als sie zum zweiten Mal schwanger war. Von da an arbeitete die zierliche Frau als Haushaltshilfe, um ihre Familie zu ernähren. Doch das reichte nicht. Ihr Lohn waren täglich ein Teller Reis sowie ein Euro pro Monat. Abends gab es für die Kinder oft schwarzen Tee mit Salz, um damit den Hunger etwas zu stillen. In dieser Situation vor sechs Jahren kam die NETZ-Partnerorganisation Polli Sree in Selestinas Dorf und nahm sie als eine von 31 Frauen in das Projekt "Ein Leben lang genug Reis"-Programm auf.

In ähnlichen Verhältnissen wuchs Saima Begum auf, wie sie erzählt. Kurz nach ihrer Geburt starb der Vater. Ihre Mutter brachte abends von der Arbeit nicht mehr als einen Teller Reis mit – für Saima und ihre zwei Geschwister. Als Saima fünf war, starb auch die Mutter, so begann sie, als Haushaltshilfe zu arbeiten. Wann immer sie aus Erschöpfung zusammenbrach, wurde sie von ihrem Arbeitgeber geschlagen, berichtet Saima. Mit 13 wurde sie an einen über 30-jährigen Mann verheiratet, einen Tagelöhner, der umgerechnet 20 Cent am Tag verdiente. Als er herz- und lungenkrank wurde, übernahm Saima die Verantwortung für die Familie. Sie hat drei Söhne. Mitten in der Not wurde sie in einer Dorfversammlung als eine von 14 Frauen für die Teilnahme am NETZ-Programm ausgewählt.

Sowohl Saima als auch Selestina wurden in Gemüseanbau und Tierhaltung geschult. Beide erhielten als Startkapital umgerechnet 150 Euro: eine Kuh, fünf Hühner und Setzlinge für Gemüseanbau. Beide Frauen sind seitdem Kleinbäuerinnen, die ihre Familien versorgen, ihre Kinder zur Schule schicken und die Interessen der Ärmsten gegenüber Bürgermeistern und Verwaltungen auf lokaler Ebene vertreten. Nicht nur dem Hunger sind Selestina und Saima entkommen, auch ihre gesellschaftliche Stellung ist inzwischen eine vollkommen andere.

An der Gesprächsrunde nimmt auch Shamim Ara Begum teil, die Geschäftsführerin von Pollisree. Sie berichtet von den Herausforderungen bei der Umsetzung von „Ein Leben lang genug Reis“ in den Dörfern. Auch Shahidul Islam, der stellvertretende NETZ-Teamleiter aus Bangladesch, beantwortet Fragen der Veranstaltungsteilnehmerinnen. NETZ-Geschäftsführer Peter Dietzel führt durch den Abend und übersetzt die Berichte aus dem Bengalischen.

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