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... wie ein Reisender in einem Zug auf der Durchreise

Es ist 20 Uhr, Sonntagabend. Ich sitze in meinem Zimmer in Putimari, einem kleinen Dorf im Norden Bangladeschs. Die Öllampe neben mir flackert. Seit zwei Stunden ist der Strom wie jeden Abend ausgefallen, und gleich hat auch die Öllampe neben mir keinen Bock mehr. Vor meinen Augen kommt ein Gecko die Wand hinunter geschlichen. Mein Bauch ist rappelvoll, gerade gab es Abendessen: Reis mit Gemüse und ein wenig Fleisch. Die Köchin sorgt sich sehr um mein leibliches Wohl, drum muss ich immer sehr, sehr viel essen.

Der heutige Tag war anstrengend, wie fast jeder Tag, seit ich hier in Putimari bin - nun bin ich endlich bei meiner Partnerorganisation "Udayan Sabolombi Sangstha" (USS), bei der ich die kommenden Monate arbeiten werde. In den vergangenen Tagen bin ich quer durch die Arbeitsregion von USS gefahren. Ich soll die Umgebung Putimaris kennenlernen - gestern mit dem Motorrad und einem Kollegen zu einer Koranschule, heute zu einer nahe gelegenen Grundschule, welche meine Organisation finanziert. Am Donnerstag habe ich mir ein Training für Frauen angeschaut, bei dem erklärt wurde, warum, wo und wie im Januar das Parlament gewählt wird. Bei einem anderen Treffen wurde hitzig zwischen einem Lokalpolitiker und einer Bürgerinitiative darüber diskutiert, wo die "Pille danach" demnächst erhältlich sein soll.

Ich fühle mich momentan wie ein Reisender in einem Zug auf der Durchreise. Man schaut aus dem Fenster, sieht irgendwelche Orte, bekommt Namen und Anschlussmöglichkeiten genannt. Alles erscheint unwirklich, fremd, wie in einem Traum und doch irgendwie realer. Doch jede Momentaufnahme aus dem Zugfenster währt nicht lange. Was ich gesehen und gehört habe, muss ich noch verarbeiten. Über meinen Fahrplan bin ich mir noch nicht ganz im Klaren. Mein Blick fällt auf meinen Kalender, 2. Advent, auch das kommt mir unwirklich vor.

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