Sprung ins kalte Wasser
Arbeiten. Einkaufen. Die Stadt durchqueren. Alles ohne Bengalisch zu können. Schwierig! Also ab zum Sprachkurs. Mit dem CNG durch den Stau. Da gibt es viel zu sehen. Viele Toyotas. Fliegende Händler bieten ihre Waren feil, sobald der Verkehr zum Stehen kommt. Da ist für alle was dabei. Popcorn. Zeitungen. Früchte. Rosa Plastikspielzeug. Mein Kampf auf Bengalisch. Ideologisch aufgeladen war der Buchhändler übrigens nicht. Er hatte auch die Obama Biographie und Orhan Pamuk im Angebot. Die sind keine Nazis. Einer von beiden hat sich den Nobelpreis sogar verdient. Ich will nichts kaufen. Damit bin ich einer von vielen. Das Spielzeug hätte mich interessiert, aber ich habe Angst vor krebserregenden Weichmachern. Viel mehr als die zahlreichen Bettler verdienen die Händler wohl nicht. Bettlerinnen mit sedierten Kindern. Alte. Einbeinige. Menschen ohne Hände. Entstellte. Gesichter die sich ins Gedächtnis einbrennen. Zumindest denke ich das anfangs. Es sind einfach zu viele. Ich kann nicht allen etwas geben. Ist es richtig etwas zu geben? Oder nicht? Gebe ich nur um mein Gewissen zu erleichtern? Soll ich mich schuldig fühlen, wenn ich nichts gebe? Ich bin doch vergleichsweise reich. Aber andere sind noch viel reicher. Mit Toyotas und eigenen Häusern und Angestellten und allem drum und dran. Sind die in der Pflicht? Oder wir alle? Wo endet eigentlich die eigene Verantwortung?