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Spielerisch Menschenrechte vermitteln

Theateraufführungen gehören in Bangladesch zu den beliebtesten Unterhaltungsprogrammen. NETZ nutzt dies in Zusammenarbeit mit Ain-o-Salish-Kendro, der Organisation bei der ich in Bangladesch meinen Freiwilligendienst leiste: Sie unterstützen Theatergruppen als Teil des Projektes zur Förderung der Menschenrechte in Bangladesch. Zusammen mit meinen Kollegen von Ain-o-Salish-Kendro fahre ich zu einem Treffen mit einer Theatergruppe in Purbadhala, einer Nachbargemeinde von Netrakona im Norden. Wir treffen auf die Gruppe, als sie gerade ein Stück aufführt. Nicht etwa auf einer Bühne, sondern direkt neben den Bahngleisen im Freien. Staub hängt in der Luft und die pralle Mittagshitze brennt auf uns nieder. Dennoch bildet sich sehr schnell eine große Menschentraube um die Laienschauspieler. Ich bin davon begeistert, mit welch einfachen Mitteln die Mitglieder der Gruppe ihr Stück aufführen und es dennoch verstehen, alle Zuschauer, mich eingeschlossen, mitzureißen.

Die Mitglieder der Gruppe sind Laien und gehen den verschiedensten Berufen nach. Liton zum Beispiel ist Rikschafahrer, Rabeya geht noch zur Schule und Yasin arbeitet im Laden seines Vaters. Alle haben sie jedoch eines gemein: Ihnen liegt das Wohl ihrer Gemeinde am Herzen. Durch ihr Engagement wollen sie einen Beitrag zur Verbesserung der Menschenrechtssituation leisten. In ihren Stücken sprechen diese Gruppen sozialkritische Themen aus dem Alltag der Menschen im ländlichen Bangladesch an wie Frühehen, Mitgift und Gewalt gegen Frauen. Brisant ist auch das Thema der mündlichen Scheidungen: Vor allem im ländlichen Bangladesch wird noch an der muslimischen Sitte festgehalten, dass ein Mann durch dreimaliges Aussprechen des Wortes Talak, (Scheidung) sich von seiner Frau selbst scheiden kann.

Das in Purbadhala gezeigte Stück handelt von einem jungen, armen Mädchen, das sich auf eine Beziehung mit dem Sohn eines reichen Grundbesitzers einlässt und schwanger wird. Weil die Beziehung jedoch nicht standesgemäß ist, steht der Mann nicht zu ihr und wird darin von seinem Vater unterstützt. Daraufhin bringt der Vater des Mädchens die Sache vor die dörfliche Schiedsstelle. Enttäuscht über die Wandlung ihres Geliebten weigert sich nun auch die junge Frau, ihn zu heiraten. Bewusst hat das Stück ein offenes Ende, denn so sollen die Zuschauer dazu angeregt werden, sich an der anschließenden Diskussion zu beteiligen. Muss das Mädchen den Vater des Kindes heiraten? Wer kommt für das Kind auf? Welche rechtliche und gesellschaftliche Stellung wird das uneheliche Kind haben? Dabei geht es mitunter derart lebhaft und kontrovers zu, dass die Organisatoren bei der Moderation alle Hände voll zu tun haben. Interessiert verfolge ich die Diskussion und weiß, dass dies nicht die letzte Aufführung gewesen sein wird, die ich mir angeschaut habe.

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