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Sand statt Wasser

Die Stadt Rajshahi, einst wichtige Verbindungs- und Handelsstadt des britischen Kolonialimperiums, ist eine grüne Universitätsstadt, die heute noch ein kulturelles Zentrum im Westen Bangladeschs ist. Das Stadtzentrum, ein bunter Marktflecken voller Teebuden, liegt am Ufer des Ganges, der in Bangladesch Padma heißt.

Es ist ein heißer Oktobertag als ich mit großen Erwartungen zum ersten Mal einen der bekanntesten Flüsse der Welt zu sehen bekomme. Das Bild vor meinen Augen ist erstaunlich desolat. Nichts ist übrig vom breiten und lebendigen Fluss, der jährlich Millionen Hindupilger nach Varanasi, im indischen Bundesstaat Uttar Pradesh, treibt. Das Bett des Padma ist seit einigen Jahren für mehrere Monate fast völlig ausgetrocknet, seit Indien am Farakka-Staudamm Wasser für die Millionenstadt Kalkutta aus dem Ganges ableitet.

Auch diese Saison wird sich eine verheerende Dürre während der Trockenzeit einstellen, die im Januar und Februar 2010 ihren Höhepunkt erreicht. Dann wird der Padma eine Wüste bilden und Tausende von Familien, die von der Fischerei oder den bescheidenen Erträgen ihrer Felder leben, werden ihre Lebensgrundlage verlieren und von Hungersnot bedroht sein. An manchen Tagen wird es in Rajshahi sogar möglich sein, das Flussbett zu Fuß zu durchqueren. Ein alter Herr mit lebendigem Blick, der neben einem Fruchtstand sitzt und in die Ferne schaut, erzählt mir, wie schön der Fluss früher einmal war. Damals musste man viel Kraft aufbringen, um in zwanzig Minuten zur anderen Uferseite zu rudern.

Laut Greenpeace wird sich diese Lage durch den Klimawandel in den kommenden Jahren deutlich verschärfen. Die Dürreperioden werden sich intensivieren, ebenso die nachfolgenden Überschwemmungen – mit katastrophalen Folgen für Fischerei, Flussnavigation und die Wasserqualität.

Trotz Bemühungen der Vereinten Nationen, Indien zur Einsicht und Kooperation zu bewegen, konnte bisher keine zufrieden stellende Lösung vereinbart werden. Und so wird der einst mächtige Padma entlang der Stadt Rajshahi während der Trockenzeiten von Jahr zu Jahr mehr versiegen bis nur ein armseliges Rinnsal übrig bleibt. Andererseits wird Indien weiterhin im Frühjahr nach der Schneeschmelze im Himalaja die 101 Auslässe des Farakka-Staudamms öffnen, um überschüssiges Wasser abzulassen. Dies führt jedes Jahr während der regenreichen Monsunzeit im Juni und Juli zu Überschwemmungen von weiten Landesteilen im Nachbarland Bangladesch.

Eine zusätzliche, immense Bedrohung für die Bevölkerung Bangladeschs stellt der Bau eines weiteren Staudamms, des Tipaimukh-Staudamms dar. Dieser soll im Jahr 2012 im indischen Bundesstaat Manipur, wenige Kilometer vor der nord-östlichen Landesgrenze Bangladeschs in Betrieb genommen werden. Von einem natürlichen Wechsel der Trockenzeiten mit Hochwasserperioden, kann längst keine Rede mehr sein. Die Staudammregulierung im nationalen Interesse Indiens und spürbare Auswirkungen des Klimawandels tragen zur Verschärfung der Klimakatastrophe in Bangladesch bei.

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