Feilschen auf dem New Market
Wir fahren mit dem CNG, das ist ein gasbetriebenes Rikscha-Taxi, zum New Market. In diesem Land braucht man unendlich viel Zeit, Geduld, Puste und Dickköpfigkeit beim Verhandeln. So verlief auch der Kauf meiner Gitarre, die ich von 1700 Taka "fixed price" auf 1200 Taka herunter gehandelt habe. Siebzehn Euro gegen eine Westerngitarre ist ein verdammt guter Tausch. Feilschen will eben gelernt sein. Die Strategie besteht darin, beim Eintreten freundlich auf Bangla zu grüßen; dann schaut man sich müßig und uninteressiert ein bisschen um, lässt die Angestellten alle Register ziehen und Gitarren anschleppen, tut aber so, als ob man nicht unbedingt eine kaufen möchte. Falls man der Sprache mächtig genug ist, um ein paar Witze zu reißen, ist das immer gut! Dann klimpert man beiläufig auf der Gitarre herum und beäugt das "gute Stück", besonders seine Schwachstellen(!). Übertrieben auffällig ist man über deren Qualität besorgt und fragt letzten Endes nach dem Preis. "Dam koto?" - "... fixed price!" - "Ha haha!" Man winkt lachend ab und legt das Objekt der heimlichen Begierde aus der Hand. "Otto dam, otto dam!" - viel zu hoher Preis! Eine kleine Menschenmenge neugieriger Zuschauer bildet sich. Man sagt - immer noch lächelnd - einen Preis, der ungefähr die Hälfte oder zwei Drittel von dem beträgt, was man in Wirklichkeit zu zahlen bereit ist. Nennen wir ihn "Ok.-Preis". "Na, na... export quality, export quality! fixed price!" Man wendet sich schon zum Gehen, hält inne und nennt gnädig drei Viertel des Ok.-Preises. Man weist auf die schadhaften Stellen hin. "Noschto, noschto!" - kaputt, erhöht auf vier Fünftel des Ok.-Preises, zeigt Entschlossenheit: "last price!!" Der Verkäufer nennt den Ok.-Preis und die Sache ist gelaufen. Die Zuschauer nicken beifällig und zerstreuen sich. Khoda hafez!, auf Wiedersehen!