Erfolg und Nicht-Erfolg liegen oftmals eng beieinander
Es ist ein wunderschöner Tag im Spätherbst in Bangladesch. Die Sonne scheint, es ist warm und ein leichter Wind weht. Es riecht nach Gras und Heu. Ees ist gerade Erntezeit. Ich sitze bei einer Frauengruppe in Baromari, einem Dorf im Unter-Distrikt Durgapur nahe der indischen Grenzen. Heute ist die „Shondatara“-Frauengruppe nicht vollständig, denn einige Mitglieder sind wegen der Erntezeit beschäftigt. Trotzdem wird es etwas eng auf dem Platz zwischen zwei Häusern, denn es haben sich auch einige Kinder versammelt. Auf dem Weg zur Frauengruppe sind wir an ihnen vorbei gefahren. Lachend sind die Kinder dann die letzten 100 Meter hinter dem Motorrad hinterher gerannt.
Ich versuche mich ein wenig mit den Frauen zu unterhalten, aber ich habe immer noch Schwierigkeiten. Mir fehlt nicht nur das Vokabular, auch der Dialekt der Frauen macht die Konversation sehr schwierig. Zum Glück kann der Kollege meiner Partnerorganisation etwas Englisch sprechen und übersetzt für mich. So erzählt eine Frau, ihr Name ist Reka, von ihrem kleinen Geschäft, welches sie aufbauen konnte. Vor vier Jahren als die Frauengruppe gegründet wurde, hat sie eine Kuh und ein paar Gemüsesamen bekommen. Mit dem Verkauf der Milch und des Gemüses konnte Reka etwas Geld zurücklegen. Mit diesem hat sie ein paar Gegenstände, wie Henna-Creme, Shampoo, Kämme und Stoffe gekauft. Jetzt geht sie von Haus zu Haus, um diese Produkte zu verkaufen. Ihre Familie konnte sogar ein stabileres Haus bauen. Reka erzählt auch von ihrer Nachbarin Hamida, die weniger Erfolg in den letzten Jahren hatte. Ihr Haus ist zweimal abgebrannt und wurde einmal überflutet. Leider konnte ich mit Hamida nicht persönlich über ihrem Schicksal reden, denn sie ist gerade mit ihren kranken Kindern beim Arzt. Durch die zusätzlichen Kosten hat sie es schwieriger als Reka ihre Lebenssituation zu ändern. Aber immerhin hat sie ein paar Tiere und Gemüse, welche sie verkaufen kann. Was würde sie ohne dieses Einkommen machen?
Nachdem das Treffen der Frauengruppe vorbei ist, gehe ich noch mit zu Rekas Haus. Sie zeigt mir ganz stolz ihre Kuh und reibt ihren Bauch, um mir zu zeigen, dass diese schwanger ist. In ihrem Haus zeigt mir Reka dann ihr kleines Geschäft. Das heißt sie breitet alle Produkte vor mir aus und führt sie vor, wie beispielsweise einen neongrünen Kamm, den sie durch ihre Haare streift. Dann bietet sie meinem Kollegen und mir noch Puffreis-Bällchen an. Nachdem Snack steigen wir wieder auf das Motorrad und fahren zurück ins Büro.