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Durga Puja

Der intensive Geruch von Weihrauch und der vor Zucker triefenden Süßigkeiten vermischt sich zu einer dichten Masse und versetzt mich, eingezwängt in die Masse der Zuschauer, in einen leicht berauschten Zustand, während ich fasziniert die Tänze der Dorfbewohner beobachte.

Heute ist der zweite Tag von Durga Puja – dem wichtigsten Fest der bengalischen Hindus – und zusammen mit zwei College-Schülerinnen und einem Mitarbeiter von USS bin ich zum extra für diesen Anlass errichteten Tempel gekommen, um die religiösen Tänze mitzuerleben. Nachdem wir uns mit reichlich Süßigkeiten eingedeckt haben, begeben wir uns zum eingezäunten Platz vor dem Tempel. Dieser ist mit fünf Götterstatuen, zahlreichen Girlanden und Lichterketten geschmückt.

Als Ausländerin fällt mir sofort wieder eine Sonderbehandlung zu, was mir ziemlich unangenehm ist. Doch in diesem Moment ist es zugleich auch sehr praktisch, weil wir eine Bank innerhalb des eingezäunten Bereiches zugewiesen bekommen. Drei Polizisten in Uniform, ausgestattet mit Trillerpfeifen - von denen sie leider viel zu oft Gebrauch machen - und Schlagstöcken - die zum Glück nicht zum Einsatz kommen - sorgen dafür, dass jeder Zuschauer irgendwo einen Platz bekommt.

Zwei Männer beginnen auf riesige Trommeln, die sie über der Schulter tragen, einzuschlagen. Ein Dritter entlockt einem Gong unerwartet abwechslungsreiche Töne, so dass sich ein mitreißender Rhythmus ergibt, der über das ganze Dorf hinweg schallt. Der Weihrauch quillt in großen Mengen aus zahlreichen Tonschalen, der Leiter der Zeremonie ruft der Menge Wortfetzen zu, die ich nicht verstehe, vor allem aber die jüngeren unter ihnen in Begeisterung ausbrechen lässt.

Schließlich beginnen die Tänze – sehr rhythmische Bewegungen, während denen von jedem der Tänzer mindestens zwei Weihrauchschalen durch die Gegend gewirbelt werden. Zuerst sind die Kinder an der Reihe, später tritt ein junger Mann auf, der nach und nach immer mehr Tonschalen auf Händen und Kopf balanciert und sich dabei im Takt der Musik bewegt. Laut meinen Begleitern sind diese Tänze zwar ursprünglich als Götterverehrung – wie z.B. heute an Durga Puja – gedacht, werden aber mittlerweile oft auch ohne religiösen Anlass einfach aus Spaß aufgeführt.

Ich bin total begeistert und würde am liebsten mittanzen, könnte ich denn die Schritte und Bewegungen. Leider brechen wir schon viel zu früh auf, da es angeblich für mich zu gefährlich sei – zu viele Menschen und dunkel ist es ja auch schon. Es hatte mich im Vorfeld schon große Überzeugungskraft gekostet, überhaupt hierher kommen zu dürfen, da immer noch alle sehr besorgt um meine Sicherheit sind.

Zwei Tage später, am letzen Tag von Durga Puja, wollen wir uns die Zeremonie anschauen, mit der das Fest sein Ende findet: das Versenken der Götterstatuen im Fluss. Da dieser von unserem Dorf ein Stückchen entfernt ist, dient ein kleiner See als Alternative. Dicht gedrängt stehen die zahlreichen Zuschauer am Ufer, als wir kurz vor Sonnenuntergang ankommen. Dicht an der Straße finden die letzten Tänze statt, zu deren Zweck sich viele Hindus von oben bis unten mit knallbunten Farben bemalt haben.

Um noch einen Platz zu finden, steigen wir auf das Dach des Hauses einer Bekannten meiner Begleiter, das ganz nah am Ufer des Sees steht. Von da aus können wir zwar die Tänzer nicht mehr ganz so gut sehen, haben aber einen tollen Überblick über die ganze Szenerie und können vor allem den Sonnenuntergang in vollen Zügen genießen.

Als es schließlich schon fast dunkel ist und der Mond hoch oben am Himmel steht, beginnt sich die Prozession Richtung Wasser zu bewegen. Nach und nach werden alle Götterstatuen zu Wasser getragen und schließlich fallen gelassen, was laute „Oooh“-Rufe zur Folge hat. Wieder zurück am USS-Gelände bin ich ein bisschen enttäuscht, dass das Fest schon wieder vorbei ist, aber zum Glück hab ich noch einen großen Vorrat bengalischer Süßigkeiten um mich darüber hinwegzutrösten.

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