Dreharbeiten für den G-8-Gipfel in Heiligendamm
Im Juni treffen sich in Heiligendamm an der Ostsee die Vertreter der acht mächtigsten Länder der Erde zum jährlichen G8-Gipfel. Die Kampagne "Deine Stimme gegen Armut" plant, Kurzfilme aus den acht ärmsten Ländern der Erde (P8) zu zeigen, um die G8 auf deren Situation aufmerksam zu machen. NETZ hat die Verantwortung übernommen, das Filmmaterial aus Bangladesch zu liefern.
Der Jamuna ist der größte Fluss in Bangladesch. Sein Lauf ändert sich jährlich, seine Flussarme sind kilometerbreit. Mitten im Fluss: Schwemmlandinseln - so genannte Chars. Diese Inseln bestehen aus Sand und wandern im Fluss. Manche sind bis zu fünf Kilometer lang. Auf ihnen leben oft die ärmsten Menschen Bangladeschs. Hier mangelt es an allem: von befestigten Straßen über Schulen bis hin zu Märkten. Jedes Jahr bangen die Bewohner, dass ihr Haus oder die ganze Insel mit der Flut nicht weggerissen wird. Auf Char Patilbari im Norden des Landes recherchiere ich für NETZ, wie die Menschen hier leben. Bisher gibt es darüber nur wenige Informationen. Dort entstand auch vergangene Woche der Kurzfilm für den G8-Gipfel. Der Dokumentarfilmer Shaheen Dill-Riaz übernahm die Kamera, ich den Ton und Patrizia Heidegger, eine weitere NETZ-Freiwillige, die inhaltliche Konzeption.
Entgegen aller Erwartungen fanden wir schon nach einem Tag eine Bewohnerin, die sich spontan bereit erklärte, vor der Kamera ihre Lebenssituation zu schildern. Ihr Name: Mushammat Raoshan Ara Begum. Obwohl der Kurzfilm nur eine Länge von drei Minuten haben wird, erzählte unsere Protagonistin eine Stunde lang über die jährliche Flut und ihre Hoffnung, irgendwann einmal drei Teller Reis am Tag zu essen. Aufgrund des seltenen Kontakts zu Fremden, geschweige denn Ausländern, fällt es den Char-Bewohnern oft schwer, ihre Probleme umfassend und verständlich zu schildern. Unsere Anwesenheit auf der Insel sprach sich schnell rum. Insbesondere die Kinder freuten sich über die Abwechslung und rannten wild umher - vorzugsweise, wenn mein Tonband lief.