Die Schabe
Ich habe einen Gasherd. Die Gasflasche kostet 60 Euro Pfand und will bis in den benachbarten Stadtteil geschleppt werden, wenn sie leer ist. Da kauf ich mir lieber einen kleinen Elektroherd. 2 Platten, 30 Euro, dumme Idee. Der Strom fällt ein bis zwei Mal täglich für circa eine Stunde aus. Mit Vorliebe beim Kochen. Ich hebe den Gasherd an, um ihn rauszubringen. Oh Gott da bewegt sich was! Ich lasse ihn Fallen und mache einen Satz zurück. Eine Schabe! Unglaublich groß! Braun, mit langen Fühlern und gezackten Beinen. Verdammt hässlich. Sie rennt auf den Besteckständer zu und versteckt sich auf der Rückseite eines Löffels. Sie kann da nicht bleiben. Ich teile die Wohnung gerne. Ich halte mir Geckos. Aber nicht mit ihr. Sie muss weg. Aber wie? Einfach draufhauen? Vor meinem geistigen Auge sehe ich Besteck und Schabe durch die Luft wirbeln. Die Schabe überlebt und rennt fauchend auf mich zu. Keine gute Idee. Also wird das Problem vertagt. In den kommenden Stunden, jedes Mal wenn ich die Küche betrete, sitzt sie auf einem Holzlöffel und starrt mich mit spöttischem Blick an. Vielleicht bleibt sie für immer da Sitzen und bewegt sich niemals. Dann kann ich sie ignorieren! Bestimmt nicht. Sie wird sich vermehren und meine Küche wird zu einem Meer aus Ungeziefer. Sie muss weg. Unauffällig, ohne Spuren zu hinterlassen. Der Plan: Gift. Das Mittel: Anti Bite. Dieses Insektenschutzmittel brennt dermaßen auf der Haut, es würde die Schabe zersetzen. Einen kleinen dampfenden Krater hinterlassen. Oder auch nicht. Die besprühte Schabe flitzt in eine Spalte. Und ruft mir hinterher: Mach‘s gut du Idiot!
Aber wer zuletzt lacht, lacht am besten. Stunden später liegt sie zappelnd auf dem Rücken. Mitten in der Küche. Es wird dunkel. Es kracht. Mein Schuh saust herab und macht ihrem Leiden ein Ende. Viele Ihrer Artgenossen sollten in den kommenden Wochen folgen. Inzwischen sind die Schaben rar geworden. Erholt habe ich mich noch nicht. Das knarren der Tür assoziiere ich immer noch mit Geräuschen, die von Schaben stammen könnten. Das erste, was ich nach dem Betreten der Küche mache, ist ein Kontrollblick. Den Löffel habe ich niemals benutzt.