Dhaka – anstrengend und atemberaubend
Bereits mein erster Eindruck des Landes beim Verlassen des Flughafengebäudes in der Dunkelheit war intensiv und bezeichnend. Die anderen NETZ-Freiwilligen und ich werden empfangen von unserem Freiwilligenbetreuer sowie zwei befreundeten Bengalen. Sie organisieren für uns ein Taxi während draußen hinter einem Gitter bereits zahlreiche Menschen stehen und uns durch die Metallstäbe anschauen.
Die Information, dass wir als Ausländer hier einen besonderen Status haben, hat sich bestätigt. Dies äußert sich meist auf eine angenehme Art und Weise: in freundlichen, neugierigen Blicken, hier und da einem „How are you?“, aber auch darin, dass wir sehr oft von Bettlern angesprochen werden. Diese armen Menschen sind oft körperlich beeinträchtigt, alt, krank oder Kinder, die für ein paar Taka Blumen oder Popcorn bei über 30 Grad, zwischen den im Stau stehenden Autos umherlaufend, verkaufen. Nur selten sehe ich, wie Menschen tatsächlich etwas bei ihnen kaufen oder Geld geben. Diese Begegnungen waren in den ersten Tagen fast unerträglich. Aber jetzt habe ich mich daran etwas gewöhnt. Ich kann nicht jedem Menschen mit Geld helfen, auch wenn er oder sie sich in einer schweren, miserablen Situation befinden mag.
Besonders beeindruckt bin ich von den Menschen hier. Zum Beispiel davon, wie es ein Rikschafahrer schafft, von morgens bis spät abends Leute zu kutschieren, ohne etwas zu essen. Denn es ist Fastenzeit in Bangladesch. Wie lebendig und arbeitsam das Treiben auf der Straße klingt, wenn ich morgens aufwache. Oder dass es in diesem Land so viele Nichtregierungs-Organisationen gibt. Eine Organisation, die sich für Menschenrechte und Rechtssicherheit von Dorfbewohnern einsetzt, haben wir in der ersten Woche besucht. Außerdem haben wir der von NETZ geförderte Slumschule Sultan Sofa Patshala in Dhaka einen kurzen, chaotischen aber schönen Besuch abgestattet. Als meine Freiwilligen-Kollegin Laura Seifenblasen in den Klassenraum pustete, überschlugen sich die Kinder fast dabei, nach ihnen zu greifen und freuten sich riesig. Es kam mir so vor, als hätten wir den Schulalltag ganz schön durcheinander gebracht und das Schütteln der kleinen Hände nahm kein Ende.
Bis zu den großen Feierlichkeiten am Ende der Fastenzeit verbringe ich jetzt die Zeit in Dhaka mit dem Sprachkurs, bevor es das erste Mal ins „field“, also aufs Land in die Arbeitsregion meiner Partnerorganisation, geht. Ich bin gespannt, was mich dort erwarten wird. Sicherlich etwas deutlich anderes als die Hauptstadt mit ihren vielen Konsumstätten, ihrer Schnelllebigkeit und Anonymität. Also dann, khoda haphez!
