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Busfahrt mit Hindernissen

Es wird bald dunkel. Der Busfahrer fährt mit überzeugtem Gottvertrauen über die schlecht ausgebaute Schotterstrasse, welche zwischen den Schluchten der Berge der Chittagong Hill Tracts entlangführt, im Osten von Bangladesch.

Ich schaue aus dem Fenster und sehe Hügel, sie erinnern mich an riesige Ameisenhaufen, sehr steil hochlaufend mit einer runden Kuppel. Gelegentlich sind die Hügel gekrönt von einem kleinen Militärposten. Kurze Zeit später ist alles schwarz.
Der Bus hält. Es heißt der Ausländer soll zum Kontrollpunkt kommen. Der ist zwar an der Strasse gelegen, doch mitten im Nirgendwo. Man führt uns zu einem kleinen Unterstand von dem man einen schönen Blick in eine dreißig Meter tiefe Schlucht werfen kann. Dort werden wir bereits erwartet, man begrüßt mich freundlich.

Ich nenne einem ranghohen Militärposten meinen Namen und mein Herkunftsland, er erwiedert freundlich, dass für jemanden meines Namens keine "onumuti", Genehmigung vorliege und ich deswegen nicht die Chittagong Hill Tracts, ein Militärgebiet, betreten darf.

Ich hole die Kopie plus Faxbestätignung meines Antrags aus der Tasche, huste kurz, nehme das blumigste Bangla, das ich fähig bin zu sprechen - baue am Anfang, am Ende und in der Mitte jedes Satzes ein "Sir" ein. Ich erkläre ihm, dass ich meinen Antrag schon zwei Tage zuvor an die zuständige Behörde geschickt habe. Der "Captain" überlegt, wirft einen Blick auf meinen Antrag, überlegt und überlegt. Plötzlich fragt er mich, warum das Datum auf meinem Antrag der 12.4.05, jedoch auf der Faxbestätigung 4/12/05 steht. Ich antworte, dass das Datum auf dem Antrag nach deutscher Schreibweise geschrieben steht, auf der Faxbestätigung nach englischem System. Er schaut mich ungläubig an und antwortet, dass ihm das unlogisch erscheinen würde.

... man kann sich auch in Sachen hineinsteigern. Jedoch die Nacht im Militärposten verbringen und morgens wieder nach Dhaka zurückfahren zu müssen, ruft bei mir keine Begeisterung hervor. Der "Captain" schaut mich immer noch freundlich an, ich überlege, ob er von mir etwas Bakshish, Schmiergeld haben will...

Ich starte noch einen Versuch und mache ihn darauf aufmersam, dass es ja ein komischer Zufall sei, dass die Monate und Tage, wenn man sie bei einer der Daten umdreht, genau dem anderen entsprechen.

Ohne zu zögern steht er auf und sagt im Gehen, dass er nur noch schnell eine Kopie macht, und verschwindet.

Verwundert darüber, wo zum Teufel er im Nirgendwo ein Kopiergerät hat, begreife ich erst Minuten später, dass ich passieren darf.

Der Weg nach Rangamati, der Hauptstadt der Hill Tracts, ist frei.

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