Buddhismus
Die hauptsächlich im Südosten, in den an Myanmar grenzenden Gebieten Bangladeshs lebenden Buddhisten machen etwa 0,6% der Bevölkerung aus. In Dhaka wohnen ca. 50 bis 60.000. Als ich die größte und älteste buddhistische Klosteranlage Dhakas betrete, fühle ich mich sofort wie in einer ganz anderen Welt. Ruhe und Frieden strahlen der Tempel, der von Palmen gesäumte Teich und der saubere Weg aus - gleichsam einer Oase mitten von Dhaka. Der am See gelegene Leichenwaschplatz ist aus glänzend weißem Marmor. Das in den Farben der buddhistischen Flagge angemalte Vordach wird durch das Weiß besonders hervorgehoben. Auch hier ziehen wir zwar neugierige Blicke an, doch wir werden nicht wie gewöhnlich umringt und ausgefragt. Wir werden von Maung, einem noch sehr jungen Mönch und Leiter des Klosters auf sein Zimmer eingeladen. Zwar recht bescheiden eingerichtet, ist das Zimmer dennoch mit Laptop, Stereonlage und kleinem Fernseher ausgestattet. Bei Kuchen, Bananen und Tee plaudern wir angeregt über Buddhismus, das Kloster und Maungs Leben. Glücklicherweise hat dieser mal in Norwegen studiert und spricht daher hervorragend Englisch. Ansonsten ist gerade in dem Kloster das Sprachgewirr sehr ausgeprägt, da viele Buddhisten oder andere, die hier Zuflucht gefunden haben, zu indigenen Bevölkerungsgruppen gehören. Jene haben meist auch eigene, mit Bengalisch nicht verwandte Sprachen.
Maung erzählt uns, dass zu dem hiesigen Gebäudekomplex ein von den Norwegern gestiftetes Waisenhaus, eine Schule und ein Kindergartengehören. Beim Besuch des Waisenhauses merken wir, dass hier ganz normale Jugendliche wohnen. An den Wänden hängen Poster von indischen Schönheiten und einem muskelbepackten Actionheld. An einer der Türen lese ich "Backstreet Boys". Im Gegensatz dazu klärt uns Maung über die in einigen Strömungen des Buddhismus streng eingehaltenen 217 Regeln auf, die jeder Mönch und jede Nonne befolgen sollen. Während unserer Unterhaltung dringt von draußen der Iftar-Ruf, Fastenbrechen zu uns herein und lachend fragt mich Maung, ob ich morgens vom Muezzin aufwache. Er erzählt auch, dass die buddhistischen Mönche ebenso fasten, allerdings flüssige Nahrung zu sich nehmen dürfen. Die Mönche hatten während der letzten drei Monate, vom Vollmond im Juli bis zum Vollmond im Oktober, in Meditation und Erkenntnissuche versunken Stubenarrest und dürfen erst übermorgen wieder das Kloster verlassen, um ihre neuen Einsichten kundzutun. Dieser Zyklus erinnert an einen Lebensabschnitt Buddhas. In Angedenken dessen wird übermorgen Thadimgyut gefeiert, eines der wichtigsten buddhistischen Feste, zu dem er uns herzlich eingeladen hat. Auf dem Hof laufen schon die Vorbereitungen: Kinder kleben Stoffstücke zu großen Planen zusammen, bringen Kerzen zum Schmelzen und tauchen alte Lumpen darin. Schon packt mich die Vorfreude, und ich frage mich, wie viel Ruhe das Kloster wohl übermorgen ausstrahlt.