Ankommen
Nach etlichen Stunden im Flugzeug sind wir unserem Ziel zum Greifen nah. Hier sind wir: sieben Freiwillige, die den Entschluss gefasst haben, ein Jahr lang in Bangladesch zu leben, zu arbeiten, zu lernen und so manches Abenteuer zu erleben. Und dort draußen wartet: Dhaka! Wir sind müde von der Reise - und doch sind Neugierde und Erstaunen so groß, dass niemandem die Augen zufallen, als wir uns Meter für Meter mit einem großen Auto durch den Stau der großen Stadt schieben. Um uns herum ein Strudel an Bildern, Geräuschen, Gerüchen. Wir kommen gerade an. 31. August
Es sind die ersten Tage in Dhaka. Wir machen uns nach und nach mit den verschiedensten Straßen und Plätzen vertraut. Wir besuchen die Redaktion des Daily Star (der größten englischsprachigen Zeitung Bangladeschs), spazieren über den Campus der Universität von Dhaka, schieben uns durch die Menschenmengen auf dem New Market. Jeden Tag kommen wir der Stadt ein Stück weit näher.
Heute erkunden wir endlich die Altstadt, Old Dhaka. Die Straßen und Gassen werden immer enger. Überall Menschen. Es wird geschrien, es wird gelacht, Händler verhandeln und verkaufen. Hier ein Fahrrad, dort eine Ziege. Kinder spielen wild am Straßenrand. Kleine Geschäfte voller bunter Dinge: Obst, Stoffe, Haushaltsgegenstände. Das alles zieht an uns vorbei, während unser scheinbar furchtloser Rikschafahrer gekonnt um Ecken biegt und uns tiefer in das Herz der Altstadt bringt. Hier pulsiert das ganze Leben in jeder noch so kleinen Gasse und ganz plötzlich spüre ich die Freude darüber, gerade in Bangladesch anzukommen.
9. SeptemberWir besuchen seit einigen Tagen einen Sprachkurs, um bereits zu Anfang soviel Bengalisch wie möglich zu lernen. Bengalisch verstehen und sprechen können - für uns wird das sehr wichtig sein. Unsere Lehrerin Snigdha schafft es, uns nicht nur eine umfassende Grammatik schnell und unkompliziert zu erklären, sondern darüber hinaus sitzen wir immer wieder zusammen und sie erzählt uns von Land, Leuten und Traditionen, von Kräutern, Tieren und Jahreszeiten. Jeden Tag lernen wir mehr und mehr und kommen mit jedem neuen Satz ein Stück weiter hier an. 12. September
Heute lernen wir im Sprachkurs vor allem eines: wie man eine Rikscha zu sich heranwinkt, den Preis aushandelt und dem Fahrer den Weg zeigt.
Hochmotiviert und voller Spaß werden am frühen Abend dann auch schon die Arme in die Luft gestreckt und Fahrer herangerufen. Meine Mitreisende Jana und ich schaffen es, einen guten Preis mit mehr Humor als Verstand auszuhandeln und das alte Gesicht unseres Fahrers beginnt zu lächeln, als wir den einen oder anderen auswendig gelernten Satz aufsagen. Unsere Fahrt bringt uns durch das schöne Viertel Monipuripara während die Sonne langsam untergeht und die Farben zu leuchten beginnen. Soeben erschallt der Ruf des Muezzin zum Fastenbrechen und wir können beobachten, wie die Menschen in den Geschäften und auf den Straßen nach und nach damit beginnen zu essen und zu trinken. Plötzlich winken einige Männer unsere Rikscha an den Straßenrand heran. Unser Fahrer steigt ab und bekommt von den Männern etwas zu essen und zu trinken gereicht. Auch wir sollen kommen und schon wird uns von dem Essen gegeben. Der Rikschafahrer streckt uns freundlich seine Wasserflasche entgegen und bietet uns an zu trinken. Wir sind überrascht, fragen uns wie wir so plötzlich hier gelandet sind und staunen über die Freundlichkeit dieser Menschen.
Und so bleiben wir eine ganze Weile lang einfach dort stehen, essen, trinken und lachen, irgendwo mitten in Dhaka umgeben von freundlichen Menschen, mit dem schönen Gefühl heute wirklich angekommen zu sein.