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Fashion Revolution Week Grünberg diskutiert über Fast Fashion und Alternativen zum Modewahnsinn

Am Sonntag, den 27. April, verwandelte sich das Lichtspielhaus Grünberg in einen Ort des Dialogs und des kritischen Hinterfragens. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe zur Fashion Revolution Week lud die Gemeinwesenarbeit Grünberg gemeinsam mit der Fairtrade Town Initiative zu einem besonderen Film- und Diskussionsabend ein. Unterstützt wurde die Veranstaltung unter anderem vom Kinder- und Jugendbüro, dem Weltladen sowie dem evangelischen Dekanat Gießener Land.

Gezeigt wurde der Dokumentarfilm „The True Cost – Der wahre Preis der Mode“ von Andrew Morgan. Der Film aus dem Jahr 2015 beleuchtet eindrucksvoll die dunklen Seiten der globalen Modeindustrie – von menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen über Umweltzerstörung bis hin zu den Auswirkungen auf die Gesellschaft in Produktionsländern.

Im Anschluss an die Vorführung leitete Anna Cijevschi von NETZ Partnerschaft für Entwicklung und Gerechtigkeit e.V. aus Gießen eine engagierte Diskussionsrunde. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer setzten sich intensiv mit den Themen des Films auseinander und versuchten, Brücken zwischen globalen Herausforderungen und lokalem Handeln zu schlagen.

Ein zentrales Thema: die Situation von Frauen in der Textilindustrie. Rund 85 Prozent der Beschäftigten in den Produktionsländern sind weiblich – Gewalt, fehlende Kinderbetreuung und prekäre Arbeitsverhältnisse sind dabei leider keine Ausnahme. Zwar habe sich die Gebäudesicherheit in den letzten Jahren verbessert, doch in Bezug auf Gewerkschaftsrechte, Arbeitnehmervertretungen und Schutz vor Gewalt sei kaum Fortschritt erkennbar.

Ein weiterer Fokus lag auf der Frage, wie individueller Konsum zu einem Wandel beitragen kann. Besonders Jugendliche könnten durch Bildungsarbeit, Informationen zu Siegeln und bewusste Kaufentscheidungen beeinflusst werden. Der Tipp: Second-Hand kaufen, selbst nähen, Labels hinterfragen – und bei der Orientierung im „Siegel-Dschungel“ auf Plattformen wie labelchecker.de zurückgreifen. Dabei wurde betont, dass die meisten Siegel entweder soziale oder ökologische Standards abbilden, jedoch selten beides zugleich.

Kritische Stimmen zur Filmauswahl blieben nicht aus: Der Film sei mittlerweile zehn Jahre alt, stilistisch überladen und reflektiere nicht immer eine Perspektive auf Augenhöhe mit den Betroffenen. Themen wie die aktuelle Entwicklung in Ländern wie Äthiopien – heute einer der kostengünstigsten Produktionsstandorte – müssten in Zukunft stärker berücksichtigt werden.

Die Diskussion machte deutlich: Die Ursachen liegen tief im kapitalistischen Wirtschaftssystem – und doch sind Handlungsmöglichkeiten vorhanden. Von politischen Initiativen wie der Petition „We Move Europe“ bis hin zu lokalen Bildungsangeboten – Veränderung beginnt im Kleinen. Anna Cijevschi ermutigte am Ende der Veranstaltung dazu, den Mut aufzubringen, Haltung zu zeigen und konkrete Empfehlungen auszusprechen.

Ein Ausblick wurde ebenfalls gegeben: Am 27. Mai folgt die nächste Veranstaltung im Herrmann-Levi Saal in Gießen mit Shahidul Islam, dem Direktor des NETZ-Büros in Bangladesch, zum Thema: „Mobilität als Überlebenstrategie: Landflucht, Arbeitsmigration und die Textilindustrie in Bangladesch, ein weiterer Schritt, globale Entwicklungen auf die lokale Ebene zu bringen.

Dieser Beitrag wurde von den Veranstaltungsorganisator*innen verfasst und zur Veröffentlichung bereitgestellt.

Von links nach rechts: Silke Arbeiter Löffert (KJB), Lilian Lamadieu (Gemeinwesen ZAUG), Anna Ciejevschi (NETZ e.V.), Monika Dern (Fairtrade Town), Raphael Maninger (Evang. Dekanat)

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Gwendolyn Bömeke

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