Bangladesch im Welthandel US-Zölle treffen auch Bangladesch

Die neuen US-Zölle werden sich voraussichtlich in verschiedener Hinsicht auf Bangladesch auswirken – insbesondere auf die Exporte, die eine tragende Säule der Wirtschaft des Landes darstellen. Im Rahmen der neuen „Reciprocal Tariffs“-Politik von US-Präsident Donald Trump hat die US-Regierung einen Zoll von 37 Prozent auf Importe aus Bangladesch eingeführt. Diese Maßnahme könne die Exportleistung erheblich beeinträchtigen – insbesondere im Bekleidungssektor, erklärte der Ökonom Raihan, Geschäftsführer des South Asian Network on Economic Modelling (SANEM).
Der Textilsektor macht mehr als 80 Prozent der Gesamtexporte des Landes aus. Die USA gehören zu den wichtigsten Absatzmärkten. Eine Zollerhöhung auf Kleidung aus Bangladesch könnte die Kosten für US-amerikanische Einkäufer*innen erhöhen, was möglicherweise zu rückläufigen Bestellungen und veränderten Beschaffungsstrategien führen könnte. Auf dem stark umkämpften globalen Bekleidungsmarkt könnten Importeure außerdem auf Länder mit günstigeren Produktionsbedingungen ausweichen – mit Folgen für den Marktanteil Bangladeschs. Auch andere Branchen seien betroffen, darunter die Leder-, Schuh- und Pharmaindustrie, die sich zunehmend auf den US-Markt ausgerichtet hätten. So könnten etwa die wachsenden Pharmaexporte Bangladeschs an Wettbewerbsfähigkeit einbüßen, wenn zusätzliche Zölle greifen.
Bangladesch hat bereits seit der Aussetzung des Allgemeinen Präferenzsystems (APS) nach dem Einsturz von Rana Plaza im Jahr 2013 keinen zollfreien Zugang mehr zu den USA. Die bevorstehende Aberkennung des Status als eines der am wenigsten entwickelten Länder (Least Developed Country, LDC) im Jahr 2026 – der bislang mit besonderen Handelsvorteilen verbunden ist – bringe weitere Risiken mit sich, so Raihan.
Die Auswirkungen könnten jedoch über den Export hinausgehen. Auch ausländische Direktinvestitionen und Handelspartnerschaften seien durch die Unsicherheiten in der US-Handelspolitik gefährdet. Investoren könnten zögern, ihre Aktivitäten in Bangladesch auszubauen – insbesondere in exportorientierten Sektoren. Mit zunehmenden Handelsbarrieren wachse das Risiko, dass sich globale Lieferketten neu ausrichten und Bangladesch an Wettbewerbsfähigkeit verliere. Dies würde sich auf die Arbeitsplatzentwicklung und das industrielle Wachstum im Land auswirken. Investitionen könnten in Länder mit stabileren Handelsbedingungen verlagert werden.
Die Einführung gegenseitiger Zölle durch die Trump-Regierung sei eine „beispiellose Verschiebung“ im internationalen Handel, so Raihan. Sie könne eine Umgestaltung – oder gar ein Ende – des Meistbegünstigungsprinzips bedeuten, das bislang das Regelwerk der GATT/Welthandelsorganisation gestützt habe. Dieses Rahmenwerk zielt darauf ab, Handelshemmnisse abzubauen und fairen sowie freien Handel zwischen den Staaten zu fördern.
Dieser Artikel erschien im Englischen Original am 03. April 2025 in der Zeitung "The Daily Star".