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Schulsozialarbeiter*innen im Einsatz. Dialog zeigt Wirkung

Der junge Rifat (oben im Video) aus dem Dorf Tambuler in Nordbangladesch hatte eine Chance, die seine Eltern nie bekamen – er konnte die Grundschule besuchen. Das heißt: Lesen und Schreiben lernen, rechnen, spielen, Freunde finden und gefördert werden. Die Schule hat ihm stets Spaß gemacht. Und sie verhieß ihm den Weg in eine Zukunft, die nicht von Armut und entbehrungsreicher Arbeit geprägt ist, wie das für Millionen von Kindern und Jugendlichen in Bangladesch später der Fall wird. Nur noch ein Jahr fehlte Rifat bis zum Schulabschluss und der Möglichkeit, auf eine weiterführende Schule zu wechseln. Er träumte davon, später Lehrer zu werden. Doch dann kam der große Schock: die Corona-Pandemie.

Anfang März 2020 hielt die Pandemie in Bangladesch Einzug und beeinträchtigte seitdem das Leben vieler Menschen dort massiv. Jeder Tag war eine Katastrophe besonders für Menschen in Armut und vor allem: für Kinder. Wissenschaftler haben berechnet, dass die Pandemie mehr als 20 Millionen „neue Arme“ hervorgebracht hat. Also Menschen, die durch die Folgen von Lockdown-Maßnahmen und wirtschaftlich-gesellschaftlichem Stillstand ihre Existenzgrundlage als Kleinhändler, Rikschafahrer oder Küchenhilfe verloren haben. Kinder durften wegen der angeordneten Schließung anderthalb Jahre lang nicht ihre Schulen besuchen. Bangladesch hatte pandemiebedingt einen Rekord-Lockdown für Bildungseinrichtungen verhängt. Online- und TV-Unterricht zur Kompensation hat einige erreicht. Doch viele Mädchen und Jungen aus benachteiligten Familien hatten kaum die Chance mitzuhalten. Keinen Fernseher oder Internetzugang zu haben, hat über Bildung beziehungsweise Nicht-Bildung entschieden.

Doppelte Herausforderung

Rifat wohnt in einem Dorf in einer abgelegenen ländlichen Region. Auch für seine Familie war Heim-Unterricht ein Ding der Unmöglichkeit. Weder konnte sie sich ein digitales Endgerät leisten noch Rifat zu Hause sitzen lassen. Denn für die Familie kam es gleich doppelt hart und wurde existenzbedrohend: Rifats Vater fand als Tagelöhner kaum noch Arbeit in der Gegend. „Wir hatten an manchen Tagen nichts mehr zu essen“, erzählt der Junge. Und musste in der Folge selbst arbeiten, damit die Familie überleben konnte. Fortan steuerte Rifat einen Rikscha-Van durch die Straßen, ein schweres Fahrrad-Gestell mit Sitzfläche, auf der er Menschen aus dem Dorf transportierte. Rikscha-Fahren ist eine extrem kraftraubende Arbeit, die besonders einen noch heranwachsenden Körper belasten und gesundheitlich beeinträchtigen kann.

Rifat aber hatte keine Wahl: „Ich musste als Rikscha-Fahrer Geld verdienen”, sagt er. Als die Schule nach der langen Zeit schließlich wieder öffnete, blieb sein Platz leer. Die Familie brauchte seine Arbeitskraft weiter, und die Schule und Rifats Traum mussten dahinter zurückbleiben. Dieses Schicksal teilen viele Kinder in von Armut geprägten, abgelegenen Regionen in Bangladesch. Wirtschaftliche Nöte sind es oft, die die Eltern zwingen ihre Kinder zuhause mitarbeiten zu lassen, um das karge Einkommen aufzubessern. Die Corona-Pandemie war ein treibender Faktor, der die Situation wieder merklich verschlechtert hat.

Vertrauen aufbauen

Bina Roy erlebte während der Pandemie viele Kinder wie Rifat. Die 22-Jährige arbeitet im NETZ-Projekt als Schulsozialarbeiterin an einer Grundschule in der Nähe von Rifats Dorf. Sie hielt während der Schulschließungen Kontakt zu den Familien. Eine wichtige Maßnahme. „Jeder im Dorf kennt Bina“, erzählt die Schulleiterin von Riafats Grundschule. Und sie weiß, wie wichtig es ist, vertrauen zu den verunsicherten Familien aufzubauen und auf den Wert von Schulbildung zu setzen. Zu Beginn sind die Eltern oft noch zögerlich. Doch schnell baut Bina Vertrauen auf. Um die Kinder nach dem Schullockdown wieder in die Schule zu holen, ging sie von Familie zu Familie. „Ich sage den Eltern oft, dass ihre Kinder viel mehr verdienen können, wenn sie erstmal einen Schulabschluss haben. Dann müssen sie nicht von Ernte zu Ernte leben und sich als Tagelöhner verdingen“, sagt die Sozialarbeiterin.

NETZ fördert den Einsatz von Schulsozialarbeiterinnen wie Bina an staatlichen Schulen. Der dauerhafte Dialog und Austausch mit Vertreter*innen von Schulen und Eltern ist wichtig und verhindert sogenannte „drop outs“ – also das Ausscheiden von Kindern aus der Grundschule und den dadurch verpassten Schulabschluss. Die Sozialarbeiter*innen stärken das Bewusstsein für Grundbildung in der Gesellschaft, sie gehen auf Bedürfnisse, Fragen, Wünsche und Probleme von Schülerinnen und Schülern ein und ermöglichen nachhaltige Lösungen. Sie kommen aus dem lokalen Umfeld, werden selbst regelmäßig durch Schulungen fortgebildet. Und die Arbeit von Schulsozialarbeiterin Bina zeigt Wirkung: Immer mehr Kinder kamen nach Wiedereröffnung der Grundschule zurück. Auch für Rifat ist es noch nicht zu spät. Für ihn und für viele andere Kinder kann die Schule wieder ein Lebensmittelpunkt werden.

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