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Schrecklicher Brand mit 52 Toten in Bangladesch

Fabrik Brand

Am Donnerstag, dem 8. Juli 2021, kam es zu einem furchtbaren Brand in einer Saftfabrik in Narayanganj. Insgesamt starben 52 Menschen, davon drei, indem sie aus dem brennenden Gebäude sprangen. Die meisten der Opfer waren Frauen und Kinder, die den dritten Stock des Gebäudes nicht verlassen konnten, da die Tür von Innen versperrt war. Die Katastrophe zeigt auf furchtbare Weise die Folgen der Pandemie und der menschenverachtenden Praktiken beim Arbeitsschutz.

Einen Monat vor dem verheerenden Brand bei Hashem Foods Limited in Narayanganj besuchte das Department of Inspection for Factories and Establishments die Anlage. Aber obgleich dieses mit der Aufgabe betraut ist, Brandgefahren und andere Fragen der Sicherheit am Arbeitsplatz zu überprüfen, untersuchten die Prüfer nichts davon. "Wir gingen dorthin, um zu überprüfen, ob die Covid-19-Richtlinien zur Gesundheitssicherheit dort eingehalten wurden. Wir fanden einige Mängel und warnten sie", sagte Arbeitsinspektor Nesar Uddin. Die allgemeine Einschätzung dazu: während in manchen Bereichen der exportorientierten Industrien seit dem Zusammensturz von Rana Plaza 2013 einige (immer noch unzureichende) Verbesserungen erwirkt wurden, so ist die Lage außerhalb des Textilsektors noch immer sehr schlecht.

Wie sich das Fehlen von Schutzvorkehrungen, Versicherung und Kompensationen für Arbeiter*innen gegenseitig verstärken und ihr Leben zerstören, zeigt die Geschichte der Überlebenden Monwara Begum. Vor zwei Monaten brach sich ihr Mann bei einem Unfall auf dem Heimweg von Dhaka nach Rupganj das Bein. Mit drei heranwachsenden Kindern und einem verletzten Ehemann fing Monwara Begum, 35, vor nur 15 Tagen bei Hashem Foods Limited an, um die Familie zu ernähren.

Doch bevor sie ihr erstes Gehalt bekommen konnte, wurde Monwara mit der größten Tragödie ihres bisherigen Lebens konfrontiert. In der Fabrik brach ein tödliches Feuer aus, bei dem 51 Mitarbeiter verbrannten. Da sie wusste, dass sie irgendwie fliehen musste oder zu Tode verbrennen würde, sprang Monwara aus dem zweiten Stock des Gebäudes. Dabei brach sie sich alle Gliedmaßen. Wie sie werden sechs weitere Arbeiter, die von dem Gebäude gesprungen sind, nun im US Bangla Hospital behandelt.

Mit Schmerzen und eingegipsten Armen und Beinen machen sie sich nun Sorgen über die Behandlungskosten und ihre Zukunft. Im Gespräch mit The Daily Star von ihrem Krankenhausbett aus sagte Monwara: "Als ich versuchte, die Treppe hinunterzugehen, sah ich Feuer im Treppenhaus und kam zurück in den zweiten Stock. Zu diesem Zeitpunkt war der gesamte Bereich von Rauch verschlungen... Die Hitze gab uns das Gefühl, als würde unser Fleisch schmelzen. Ich entschloss mich, aus dem zweiten Stock zu springen, und auch einige andere Menschen fielen auf mich herab und ich verlor das Bewusstsein. Als ich wieder zu mir kam, fand ich mich im Krankenhaus wieder. "Mein verletzter Mann ist am Verhungern. Wer wird sich um meine Kinder kümmern? Wer wird die Kosten für meine Behandlung tragen?"

Wie kam es, dass 16 Kinder unter den Toten sind? Die Corona-Pandemie trieb viele Familien in die Armut. Zusammen mit der Schließung der Schulen bedeutete dies, dass viele Schüler*innen nun arbeiten gehen müssen. Sonia, 14, begann mit einem Gehalt von 5.600 Taka (ca. 56€) in der Fabrik zu arbeiten, da ihr Vater wegen der Abriegelung nicht weiterarbeiten konnte. "Es ist eineinhalb Monate her. Sie war kurz davor, das Gehalt zu bekommen, aber die Chance darauf ist auch geschwunden. Jetzt habe ich kein Geld für Essen zu Hause. Wie kann ich eine Behandlung für meine Tochter organisieren?", fragte Abdul Quader, Sonias Vater und Tagelöhner. "Sonias linker Arm ist gebrochen. Die Ärzte sagten, dass eine Operation durchgeführt werden muss, die etwa 50.000 Taka (ca. 500€) kosten wird. Wenn die Operation nicht in zwei bis drei Tagen stattfindet, wird sie mit dieser Hand nicht mehr arbeiten können. Woher soll das Geld kommen?" Sonias ältere Schwester Rima, 16, die im Erdgeschoss arbeitete, überlebte das Feuer ebenfalls.

In dem sechsstöckigen Gebäude wurden aus dem dritten Stock 48 Leichen geborgen. Mehrere Arbeiter*innen behaupteten, dass das Tor der Etage verschlossen war und sich deshalb die meisten Opfer in dieser Etage befanden, in der Sahneschokolade, Eisriegel, Pralinen und Lutscher hergestellt wurden.

Ein Polizeibeamter, der nicht namentlich genannt werden wollte, sagte, man werde untersuchen, ob der Aufseher des dritten Stockwerks, Mahbubur Rahman, per Telefon Anweisungen erhalten habe, die Arbeiter*innen zu zwingen, auf der Etage zu bleiben. In der Zwischenzeit sagten die Arbeiter*innen, die Regierung habe die Bereitstellung von etwas Geld als Entschädigung angekündigt, aber nur ein kleiner Teil davon sei tatsächlich bereitgestellt worden.

Die Polizei verhaftete am Samstag die Eigentümer von Hashem Foods Ltd - Md Abul Hashem und seine vier Söhne. Drei andere, die beschuldigt werden, für den Feuertod von 51 Angestellten verantwortlich zu sein, wurden ebenfalls verhaftet. Sie alle befinden sich nun in viertägiger Untersuchungshaft. Demonstrationen und Kundgebungen wurden von der Polizei mit Verweis auf den gegenwärtigen strikten Corona-Lockdown aufgelöst.

Basierend auf: "Jumped off a burning plant, now worried about future" von Sanad Saha und Muntakim Saad, The Daily Star, Mon 12. Juli 2021 https://www.thedailystar.net/n...

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